Müslifutter für den Polizeigaul

Proteste gegen die Auflösung der Polizei-Reiterstaffel weiten sich aus. Für Samstag ist eine Großdemonstration geplant. Nur die Polizeipferde dürfen nicht dabei sein

Was 45 Polizeigäule so alles bewirken. Nach der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Springers Boulevardblatt B. Z. und dem Radiosender 100,6 hat nun auch der Landesverband Pferdesport Berlin-Brandenburg dem rot-roten Senat wegen der geplanten Auflösung der Polizei-Reiterstaffel den Kampf angesagt. Unter dem publizistischen Beistand von B. Z.- Chefredakteur und 100,6-Inhaber Georg Gafron rufen die GdP und der 18.000 Mitglieder zählende Landesverband Pferdesport am kommenden Samstag zu einer Demonstration auf. Das Motto: „Für den Erhalt des Kulturgutes Pferd auf den Straßen Berlins“.

Aufgrund der Resonanz, die die B. Z. mit ihrer Kampagne „Aktion Bürgersinn – Rettet die Reiterstaffel“ erzielt hat, rechnen die Veranstalter mit 20- bis 30.000 Teilnehmern. Der aus Reitern, Kutschen und Fußgängern bestehende Umzug startet um 11 Uhr auf der Straße des 17. Juni.

Dem Vorhaben, dass 40 Polizeireiter den Zug anführen sollen, hat die Innenverwaltung gestern allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es gebe keine Sicherheitsgründe, die den Einsatz der Polizeireiter erforderlich machten, heißt es.

Bei der Abschlusskundgebung vor dem Roten Rathaus sollen dem Senat rund 30.000 Unterschriften und ein Scheck über 140.000 Euro übergeben werden, die die Aktion Bürgersinn bislang in der Bevölkerung für den Erhalt der Reisterstaffel gesammelt hat. Mit dieser Summe könnten die Pferde ein Jahr lang unterhalten werden, sagt der stellvertretende GdP-Vorsitzende, Uwe Hundt, gestern vor versammelter Presse im Kaminsaal des Reiterhauses am Olympiastadion. Ein Futtermittelhersteller ließ bei dem Termin den Hinweis verbreiten, er sei bereit, der Reiterstaffel ein Jahr lang „das vitaminierte und mineralisierte Müslifutter“ zu spenden. „Die Vierbeiner kennen und mögen das Futter, denn es steht schon jetzt auf ihrem Speiseplan.“ Von so einer Solidarität können Kindergärten nur träumen. „Was will der Senat noch sparen? Das Geld ist da“, hofft Uwe Hundt auf ein Einlenken des Innensenators.

Doch der denkt nicht daran. Die Koalitionsvereinbarung werde wie geplant umgesetzt, betonte Innensenatssprecherin Svenja Schröder-Lomb mit dem Hinweis, der alleinige Unterhalt der Polizeipferde koste pro Jahr 614.000 Euro.

Bleibt die Frage, warum sich der Landesverband Pferdesport so mächtig ins Zeug legt, wo der Verband doch laut Satzung zur politischen Neutralität verpflichtet ist. Der Vizepräsident Ulf Greiffert sagte dazu gestern: „Der Gedanke“ sei „bei einem Frühstück entstanden“, schließlich sei das Vorhaben empörend. Was Greiffert geflissentlich verschwieg, war, mit wem er gefühstückt hat. Seine Lebensgefährtin ist eine Polizeireiterin.

PLUTONIA PLARRE