Keine Wunderwaffe

SPD-Generalsekretär Müntefering fordert mehr private Jobvermittlung für Arbeitslose. Doch Strukturprobleme können Private auch nicht lösen

BERLIN taz ■ Private Jobvermittler sollen in Zukunft verstärkt helfen, die miesen Arbeitslosenstatistiken zu verbessern. SPD-Generalsekretär Franz Müntefering forderte gestern, die Arbeitsvermittlung mehr „zum privaten Bereich hin zu öffnen“. Das SPD-Bundesvorstandsmitglied Olaf Scholz hat sich sogar für eine vollständige Privatisierung der Arbeitsvermittlung ausgesprochen.

Zuvor hatte schon Arbeitgeberpräsident Christoph Kannegießer gefordert, Arbeitslose sollen künftig vom ersten Tag der Erwerbslosigkeit die Möglichkeit haben, auch private Vermittler in Anspruch zu nehmen. Kannegießer ist auch Vorstandschef der Bundesanstalt für Arbeit (BA).

Nach dem neuen Job-Aqtiv-Gesetz haben Joblose, die sich neu arbeitslos melden, erst nach einem halben Jahr einen Anspruch darauf, sich auch an private Vermittler wenden zu können. Die Gebühr für deren Vermittlung muß dann das Arbeitsamt tragen. Bisher stehe aber noch gar nicht fest, wie die Vermittlung von Arbeitslosen honoriert werde, kritisierte gestern die Sprecherin des Bundesverbandes Personalvermittlung, Sieglinde Schneider.

Schneider betonte, bei der Vermittlung von Erwerbslosen, die schon länger ohne Job sind, handele es sich um eine „andere Aufgabe“ als bei der herkömmlichen Personalvermittlung. Normalerweise orientiere sich ein privater Jobvermittler an den Wünschen der Unternehmen, die seine Kunden seien. Für die offenen Stellen suche man dann Kandidaten. Bei schwerer Vermittelbaren jedoch müsse man möglicherweise auf weitere unterstützende Maßnahmen zurückgreifen, etwa Fortbildungskurse oder auch die Beschäftigung in Zeitarbeitsfirmen.

Schneider warnte jedoch vor zu hohen Erwartungen an die private Vermittlung. „Die strukturellen Probleme auf dem Arbeitsmarkt können auch wir nicht lösen.“

In Deutschland sind etwa 5.000 private Vermittlungsunternehmen registriert, viele davon sind jedoch nicht aktiv. Private Vermittler bekommen in der Regel eine Provision von den Unternehmen, denen sie erfolgreich Beschäftigte bringen. Im vergangenen Jahr vermittelten die Privaten etwa 150.000 Jobs.

BARBARA DRIBBUSCH