die anderen
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Die linksliberale französische Tageszeitung Libération in Paris schreibt über die Kandidatur von Staatspräsident Jacques Chirac für eine zweite Amtszeit: Chirac will vergangene Fehler vertuschen und drängende Fragen über seine eigentlichen Zukunftsvorstellungen vermeiden. Für den Beginn seines Wahlkampfes hat er die Leitgedanken aller seiner Rivalen auf der rechten Seite aufgegriffen und einige Formeln der Linken übernommen. Er selbst handelt „aus Liebe zu den Franzosen“, während andere nur von „Ideologie“ geleitet werden. In Chiracs Verständnis heißt Ideologie wohl ein Programm, das man beachtet, und Versprechungen, die man einhält. Gewiss sind allen Politikern diesbezüglich Vorwürfe zu machen, doch Chirac ist wahrscheinlich der Präsident, der das öffentliche Leben dieses Landes am wenigsten geprägt hat.

Die unabhängige französische Tageszeitung Le Monde meint, dass das Ergebnis der Wahl zum Staatspräsidenten wieder völlig offen sei: Der Präsident hat wegen enttäuschender Umfrageergebnisse, der Ungeduld der Franzosen und der scheinbaren Unangreifbarkeit des Premierministers den Beginn seiner Kampagne um einen Monat vorgezogen. Um die Initiative wieder zu ergreifen, hat der Präsident intuitiv und energisch gehandelt. Er kann darauf hoffen, das Wahlszenario zu seinen Gunsten umzuwerfen, wie er es 1995 geschafft hat. Doch was will er bis dahin sagen? Was will er tun? Die Antwort auf diese Fragen ist er den Franzosen schuldig. In Erwartung dieser Antworten kann man nur mit Vergnügen feststellen, dass wieder einmal der Ausgang einer Wahl keineswegs im Voraus feststeht und dass diese Wahlkampagne um das Präsidentenamt reich an Überraschungen sein dürfte.

Zu den Gesprächen des afghanischen Verteidigungsministers Mohammed Fahim in Moskau schreibt die russische Boulevardzeitung Komsomolskaja Prawda: Ohne großes Aufsehen hat Moskau einen ernsthaften geopolitischen Sieg in Zentralasien errungen. Alle Mitglieder der Koalition gegen die Taliban sind sich einig, dass Afghanistan eine neue Armee braucht. Aber was für eine? General Fahim kommt nach Moskau und verkündet: Die afghanische Armee wird mit Moskauer Hilfe aufgebaut. Außerdem bittet er Russland, weiterhin „einige zentrale politische Figuren in Afghanistan“ zu unterstützen. Zwar nennt er keine Namen, doch es ist klar, dass er seine eigenen politischen Kräfte meint, die Führer der Nordallianz, die auf Russland gesetzt haben.