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Steffel sieht sich ausgelastet

CDU-Fraktionschef wirbt intern für sich als neuen Parteiboss. Outen mag er das nicht

Wenn Frank Steffel im Mai auch CDU-Parteichef werden sollte, wird er erklären müssen, woher er die Zeit für den Zweitjob nimmt. „Ich bin als Fraktionsvorsitzender außerordentlich ausgelastet“, sagte Steffel am Mittwochabend bei seinen Parteifreunden in Moabit. Der amtierende Landesparteichef Eberhard Diepgen schloss gestern nicht aus, dass er einen Nachfolger vorschlagen wird.

Ortsverbandschef Volker Liepelt hatte Steffel zuvor bei einem traditionellen Polit-Aschermittwoch der Berliner CDU einen roten Teppich ausgerollt: Steffel – „Du bist das Vorbild“ – habe sich sehr schnell zu einem „Meister des klaren Worts“entwickelt, habe nach der Wahlniederlage die Ärmel hochgekrempelt.

Der vermeintliche Meister aber, von dem Fraktionskollegen sagen, er trommle heftig für seine Wahl, blieb unklar und mochte Ambitionen auf den Vorsitz weder dementieren noch bestätigen. Ihn dränge es nicht nach anderen Aufgaben, sagte er. Klare Worte fand er allerdings für innerparteiliche Gegner: „Mich kotzen die Klugschwätzer in den eigenen Reihen an, die jeden Tag einem Journalisten erklären, was wir alles falsch machen.“

Noch-Landeschef Eberhard Diepgen will sein Amt bei einem Parteitag Ende Mai abgeben. Als Nachfolger ist neben Steffel Exsenator Volker Hassemer im Gespräch. Wer das Rennen macht, soll sich offenbar zügig klären, sobald die Landesliste für den Bundestag am Samstag beschlossen ist. „Man wird dazu nicht bis nach den Osterferien warten müssen“, sagte ein Fraktionsvorstandsmitglied der taz. Diepgen ließ es gestern offen, einen möglichen Nachfolger zu benennen: „Ich weiß nicht, ob ich einen Vorschlag machen werde. Das kann sein, muss aber nicht.“

Der frühere Regierende Bürgermeister fand sich am Morgen in Zeitungsanzeigen attackiert. „Verzichten Sie auf Ihre Bundestagskandidatur“, fordert ihn ein Verein „Berlin braucht Bürger“ auf, dem mehrere CDU-Mitglieder angehören. Diepgen steht auf Platz 1 der CDU-Landesliste, über die morgen eine Delegiertenkonferenz entscheidet. Er hatte sich am Montagabend im Parteivorstand als Spitzenkandidat knapp gegen den Ex-DDR-Bürgerrechtler Günter Nooke durchgesetzt.

STEFAN ALBERTI

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