alltagsszenen, im kopf arrangiert: harald chapman begleitet die beatniks durch paris

Es gibt ja, platt gesagt, die arrangierenden Fotografen, die ihre Gegenstände für die Kamera inszenieren. Und es gibt die streunenden Fotografen, die Schnappschussjäger, immer auf der Suche nach den besonderen, den lebendigen, den wahrhaftigen Augenblicken. Harald Chapman gehört ganz sicherlich in die zweite Kategorie – denkt man zumindest, wenn man durch den schönen Fotoband „Beats à Paris – Paris und die Dichter der Beatgeneration“ blättert (Edition Kellner, Hamburg 2001, 132 Seiten, 45,50 €). Denn die Bilder – Straßenszenen im Paris der 50er- und 60er-Jahre, Alltagsszenen aus dem Künstlerhotel in der Rue Gît-le-Coeur no. 9, in dem damals Allen Ginsberg, William S. Burroughs und die anderen Beatniks lebten – haben bis heute große Frische behalten und diese scheinbare Unmittelbarkeit, bei der man erst beim zweiten und dritten Sehen darauf kommt, warum gerade dieser Bildausschnitt so wirkungsvoll ist, warum einen gerade dieser Ausdruck so berührt. Aber natürlich hat Chapman nicht einfach nur mit der Kamera aufs Leben draufgehalten. „Ich habe die Dinge nie arrangiert, außer in meinem Kopf, und dann habe ich gehofft, dass sie geschehen“, hat der 1927 im britischen Städtchen Deal geborene Fotograf einmal gesagt. Und sie geschahen: Der Eiffelturm spiegelt sich glitzernd in einer Pfütze, Fahrgäste warten in der Metro vor einem überdimensionierten Plakat, William Burroughs hängt seinen Hut so an einen Nagel in der Wand, dass er die Linien eines Türrahmens kreuzt – kleine, alltägliche Epiphanien. drk