Wütende Wissenschaft

Forschernachwuchs klagt bitter über neues Hochschulrahmengesetz: Nach 12 Jahren Schluss mit Fristverträgen. Bildungsministerin bietet Unis Schulungen an

BERLIN taz ■ Die persönliche Begegnung hat nicht viel gebracht. Rund 150 hoch qualifizierte ForscherInnen konnten sich am Mittwochabend in einer Diskussion mit Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) nicht über den Gehalt des neuen Hochschulgesetzes verständigen. In der Akademie der Wissenschaften griff eine der wütenden Habilitierten die Ministerin persönlich an: „Ich werde mich jetzt im Ausland bewerben, weil ich mich von Politikern wie Ihnen nicht verschrotten lasse.“

Sichtlich betroffen musste die Ministerin sich anhören, dass die neue Befristungsregel ihres Gesetzes nicht funktioniert. Schätzungsweise 2.000 bis 3.000 Forscher erhalten nach eigenen Angaben keine befristeten Arbeitsverträge in der Wissenschaft mehr – selbst dann nicht, wenn die Forscher das Geld über Drittmittel selbst akquiriert haben. Grund ist die Begrenzung von Fristbeschäftigungen auf insgesamt 12 Jahre.

Der Präsident der Freien Universität, Peter Gaethgens, bestätigte, dass den Hochschulen das Risiko für Fristverträge viel zu hoch sei, weil sich die Wissenschaftler sonst auf feste Stellen einklagen könnten. Thomas Mergel von der Initiative „wissenschaftlichernachwuchs.de“, der Historiker Jürgen Kocka und die Gewerkschaft GEW forderten, schnell eine Übergangsregelung für die Betroffenen zu schaffen. Bulmahn sagte zunächst nur zu, für Personalabteilungen von Unis und Forschungsinstituten Schulungen abzuhalten. CIF

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