die profiteure (1)
: Der Fonds Alexanderhaus

Weithin sichtbar ragt das Logo der Bankgesellschaft über den Alexanderplatz. Als das 1930 von Peter Behrens erbaute Alexanderhaus 1995 von der Bankgesellschaft Berlin als Firmensitz bezogen wurde, glaubte man noch, die gerade neugeschaffene Holding der Bankgesellschaft könnte zu einer Visitenkarte für den Alex und ganz Berlin werden.

 Heute weiß man es besser. Mit dem Alexanderhaus und den anderen von der Bankgesellschaft genutzen Immobilienfonds wird keine Visitenkarte geschaffen, sondern systematisch Kapital vernichtet. Zugunsten der Fondsanleger und zu Lasten des Berliner Landeshaushalts.

 Der Fonds KG Alexanderhaus gehört zu den 1994 aufgelegten Fonds, mit denen die Bankgesellschaft vor allem Anleger zum Umbau oder Bau jener Gebäude suchte, in die die Bank selbst ziehen wollte. Immerhin glaubte man sich 1994 auf dem richtigen Weg. Mit der Fusion von Sparkasse, LBB, Berliner Bank und Berlin Hyp zur neuen Holding Bankgesellschaft Berlin wollte man den ersten Schritt zum Player im Bankengeschäft vollziehen, dem später dann mit der angedachten Fusion mit der NordLB der zweite folgen sollte. Entsprechend groß war das Repräsentationsbedürfnis der Fusionäre. Neben der Zentrale am Alexanderplatz sollte auf dem Siemens-Nixdorf-Gelände an der Brunnenstraße ein Büro- und Dienstleistungszentrum samt Rechenzentrum für die Firma BB-Data geschaffen werden. Weitere selbst genutzte Immobilien waren das LBB und Bavaria Gebäude in der Brandenburgischen Straße 78/79 sowie das Verwaltungsgebäude in der Bundesallee 171.

 Dass die vorgesehene Repräsentation am Ende zum Minusgeschäft für die Bank wurde, für das das Land Berlin geradestehen muss, war allerdings kein Versehen oder ein unglücklicher Umstand, sondern hatte, wie ein Blick auf den Fonds Alexanderhaus zeigt, System. So schlossen die in der Fondsgesellschaft zusammengeschlossenen Anleger des 315-Millionen-Mark-Projekts einen Generalmietvertrag mit der Bankgesellschaftstochter LBB Immobilien- und Baumanagementgesellschaft mbH (IBG). Dieser Vertrag hatte nicht nur eine Laufzeit von 30 Jahren, sondern sicherte den Anlegern auch noch eine feste Mietsumme von 17 Millionen Mark ab 1996 mit Steigerungen von 12 Prozent alle drei Jahre als garantierter Einnahme.

 „Wenn man diese Summe auf die Quadratmeterzahl des Alexanderhauses umlegt“, hat die grüne Baupolitikerin Barbara Oesterheld errechnet, „beträgt die von den Mietern zu zahlende Miete in den ersten drei Jahren 46,33 Mark pro Quadratmeter, ab 1999 51,88 Mark und 2002 58,11 Mark pro Quadratmeter.“ Da die Bank als Hauptmieter aber nur durchschnittlich 45 Mark zahlt, ergibt sich für das Jahr 2001 eine Differenz von 2,53 Millionen Mark; im Jahr 2002 sind es bereits 4,8 Millionen Mark.

 Für diese Differenz, und hier liegt das System an diesen Fondsgeschäften, müssen nicht die Anleger, sondern muss die IBG als Generalmieter aufkommen. Dies Geld wiederum hätte die IBG gerne als Verlustsumme im Rahmen der Risikoabschirmung wieder vom Land Berlin zurück. Oesterheld: „Wenn eine Bankgesellschaftstochter Mietgarantien ausspricht, wäre es ja wohl das Mindeste, wenn die Bankgesellschaft als Untermieter diese Mieten auch zahlt.“ Insgesamt, so wird in Bankkreisen gerechnet, beläuft sich die Differenz zwischen garantierter und tatsächlich gezahlter Miete auf jährlich etwa 50 Millionen Mark.

 Wesentlich dazu beigetragen hat auch das zum Büro- und Dienstleistungszentrum der Bankgesellschaft auf dem ehemaligen Siemens-Nixdorf Gelände Brunnenstraße 111. Bei einem Fondsvolumen von 461 Millionen Mark verpflichtete sich die LBB Grundstücksgesellschaft mbH & Co KG als Generalmieter den Anlegern gegenüber zu garantierten Mieten in Höhe von 110 Mark pro Quadratmeter allein für das Rechenzentrum. Selbst Parkplätze im Parkdeck oder im Freien wurden noch mit 160 beziehungsweise 72 Mark je Monat veranschlagt. „Das ist eine Summe, die hier nie realisiert wird“, schimpft Oesterheld.

 Den 50 Millionen Verlusten des Landes stehen exorbitante Gewinne der Anleger gegenüber. Beim Alexanderfonds, so die Modellrechnung im Fondsprospekt, ergibt sich bei einer effektiven Einlage von 60.000 Mark nach 25 Jahren ein garantierter Gewinn von 230.000 Mark. Beim ebenfalls 1994 aufgelegten Fonds für das Büro- und Dienstleistungszentrum beträgt der Gesamterlös zwischen 225.000 und 240.000 Mark. UWE RADA

Teil 2 folgt am kommenden Freitag