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The Observer (London) meint zum Verfahren gegen den jugoslawischen Expräsidenten Slobodan Milošević: Diese Art der Justiz in Den Haag ist eher westlich als international. Beobachter, die nicht in Europa leben, werden finden, dass am Verfahren von Den Haag zu viel nach Siegerjustiz riecht. Damit es Gerechtigkeit gibt, die von der ganzen Welt respektiert wird, braucht die Welt ein Weltgericht. Unsere Regierung unterstützt löblicherweise dessen Schaffung. Leider scheint weder Tony Blair noch irgendjemand sonst fähig zu sein, die USA davon zu überzeugen. Recht muss aber nicht nur gesprochen werden – man muss auch sehen, dass es Recht ist.

Der Standard aus Wien kommentiert: Die Verteidigungsstrategie von Slobodan Milošević war vorauszusehen: Der ehemalige jugoslawische Präsident stellt das Verfahren als Schauprozess gegen das ganze serbische Volk dar. Mit dem populistischen Instinkt, über den er immer noch verfügt, ist ihm damit ein starker Solidarisierungseffekt zumindest bei einem Teil „seines“ Volkes gelungen. Ob diese Polarisierung der serbischen Öffentlichkeit wirklich gefährliche Formen annimmt, wird vom weiteren Verlauf des Prozesses abhängen. Milošević macht als Angeklagter dasselbe, was er als Kriegsherr auf dem Balkan tat: Er nimmt eine ganze Nation als Geisel.