„Biomasse rechnet sich“

Die KWA Contracting AG aus Bietigheim-Bissingen führt zurzeit eine Kapitalerhöhung durch. Das Unternehmen strebt den außerbörslichen Handel an. In den Freiverkehr will man „nicht vor 2004“

Die KWA Contracting AG aus Bietigheim-Bissingen übernimmt die Anfangsfinanzierung für Biomassekraftwerke, die später von Kommanditgesellschaften übernommen werden. Die taz sprach mit Wolfgang Schuler, dem Vorstand der KWA Contracting. Die Aktie mit einem Nennwert von 100 Euro kostet 110 Euro. Das Mindestzeichnungsvolumen beträgt 2.750 Euro.

taz: Biomasse wird immer wieder als „Energie der Zukunft“ bezeichnet. Windkraft und Solarenergie scheinen jedoch derzeit die Nase vorn zu haben.

Wolfgang Schuler: Biomasse, vor allem Holz als Energieträger, ist heute auch ohne Zuschüsse in zahlreichen Fällen schon wirtschaftlich und damit weitgehend unabhängig von politischen Veränderungen. Biomassefeuerungen werden hauptsächlich zur Wärmeerzeugung eingesetzt. Mit steigenden Öl- und Gaspreisen verbessern sich Wirtschaftlichkeit und Rendite.

Wenn sich ein Aktionär an der KWA AG beteiligt, erwirbt er dann Anteile an Biomasse-Kraftwerken oder ähnlichen Kraftwerken?

Nein. Die Aktionäre sind an der Projektentwicklung und Projektumsetzung beteiligt. Der Betrieb der Biomasseheizwerke und Kraftwerke erfolgt in Energiefonds. Das sind Kommanditgesellschaften.

Will die KWA AG Projekte länger betreiben oder nur anschieben und komplett veräußern?

Um mit der bestehenden Kapitalbasis möglichst viele Projekte zu initiieren, geben wir sie möglichst rasch an einen Energiefonds weiter. In unserem Hause betreiben wir seit 1994 insgesamt neun solcher Kommanditgesellschaften mit 25 Energieprojekten. Eine Veräußerung nach außerhalb steht zurzeit nicht zur Diskussion.

Wie schneiden denn die Renditen von Holzheizkraftwerkprojekten und Windfonds im Vergleich ab?

Holzenergieprojekte haben derzeit ähnliche Renditen wie Windfonds. Die Gesamtausschüttungen betragen 230 Prozent bis 290 Prozent über die Laufzeit gerechnet. Bei Windfonds ist die Wirtschaftlichkeit vom Wind und von der Einspeisevergütung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes abhängig.

Die Wirtschaftlichkeit von Holz hängt dagegen vor allem von den Konkurrenten Öl und Gas ab, deren Preis sich seit 1999 etwa verdoppelt hat. Hier liegen die Chancen und Risiken.

Sind die Einnahmen der Holzheizkraftwerkprojekte durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gedeckt?

Bei Holzheizkraftwerken werden für den erzeugten Strom folgende Vergütungen bezahlt: bis 500 Kilowatt 19,8 Pfennig je Kilowattstunde; 500 bis 5.000 Kilowatt 17,8 Pfennig je Kilowattstunde. Die Vergütung wird 20 Jahre lang gezahlt. Für Inbetriebnahmen nach 2002 wird für jedes spätere Jahr die Vergütung um ein Prozent gekürzt, die Vergütungsdauer ändert sich jedoch nicht.

Auf welche Laufzeiten sind die Kommanditgesellschaften ausgelegt?

In der Regel auf eine Laufzeit von 15 bis 20 Jahre. Es ist aber beabsichtigt, Kommanditgesellschaften nach 10 bis 12 Jahren durch eine neue Gesellschaft zu übernehmen. Vor allem, wenn aus steuerlichen Gründen die Fortführung der KG für die Kommanditisten nicht mehr so interessant ist.

Wird die KWA Einnahmen aus der Geschäftsführung von Fonds haben, die sie initiiert?

Nur indirekt über die Kraftwärmeanlagen GmbH, wenn diese als Beteiligung der KWA Contracting AG übernommen wurde.

Welche Unternehmensziele haben Sie?

Bau und Betrieb von Holzheizzentralen und Holzheizkraftwerken in Deutschland, eine Wiederbelebung der Kraft-Wärme-Kopplung mit Blockheizkraftwerken, Konzeption dieser Anlagen für den jeweiligen Anwendungsfall mit möglichst hoher Energie- und Umwelteffizienz, keine Kraftwerke auf der grünen Wiese; Anwendung von innovativen Energiesystemen; Umsetzung von Kombinationsprojekten aus Biomasse und Solarenergie. Mittelfristig sind es die Beteiligung an der Brennstofflogistik und an Firmen und Projekten.

Wo sehen sie das Risiko Ihres Geschäftsmodells?

Einerseits müssen wir jährlich ein ausreichendes Projektvolumen auf dem Markt erobern. Andererseits müssen diese Projekte für unsere Kapitalanleger solch attraktive Renditen abwerfen, dass sie Anteile an neuen Kommanditgesellschaften zeichnen. Außerdem ist die Entwicklung der Energiepreise von erheblichem Einfluss.

Für welchen Zeitpunkt erwarten Sie die Einführung der KWA-AG-Aktie im Freiverkehr?

Zunächst streben wir einen außerbörslichen Handel an, vor 2004 geht es nicht in den Freiverkehr. INTERVIEW: JÖRG WEBER/
ECOREPORTER.DE