Sieg im Kampf gegen McDo-Schikanen

Nach 115 Tagen Streik im Fast-Food-Bereich haben Mitarbeiter vor Gericht Erfolg. Gefeuerte werden wieder eingestellt

PARIS taz ■ „Wir sind keine Hacksteaks.“ Mit diesem Slogan haben sie 115 Tage lang gestreikt, Prozesse geführt und demonstriert. Es war eine Black-Blanc-Beur-Bewegung gegen den Goliath der Branche. Der längste Arbeitskampf der Fast-Food-Geschichte, dem sich zum Schluss immer mehr unabgesichert Beschäftigte aus anderen Unternehmen anschlossen.

Am Wochenende haben die Beschäftigten des McDonald's-Restaurants am Pariser Boulevard Strasbourg-Saint-Denis gesiegt: Der Konzern nimmt nicht nur die fünf Entlassungen zurück, mit denen er versucht hatte, fünf gewerkschaftliche Aktivisten loszuwerden, sondern er wird auch einen Teil des streikbedingten Lohnausfalls zahlen. Zusätzlich wird McDonald's frankreichweit Verhandlungen über Lohnerhöhungen in seinen 800 Restaurants eröffnen.

McDonald's ist berüchtigt. Nicht nur wegen des Einheitsfraßes, den Biobauern schon angeprangert haben, sondern auch wegen der Arbeitsbedingungen in dem Konzern. Miserable Löhne, unbezahlte Überstunden und Nachtdienste sowie Schikanen gegen Leute, die den Mund aufmachen, sind Standard. Neuanfänger im Hause McDonald's dürfen du zum Chef sagen und sollen ihn als Kumpel verstehen. Aber sobald sie einer Gewerkschaft beitreten, oder gar kollektive Aktionen organisieren, ist es mit der Einigkeit vorbei. Dann geht die ganze Wucht der McDo-Schikane auf sie nieder.

Am Boulevard Strasbourg-Saint-Denis fing es damit an, dass ein junger Mann – Armand – Betriebsratswahlen verlangte. Er wurde umgehend entlassen. Tags drauf riefen Aziz und Bouyhouline und zwei andere Kollegen zu einem Solidaritätsstreik auf. Auch sie mussten nicht lange warten, bis sie ihre Entlassungsschreiben erhielten. Als Begründung nannte McDonald's unter anderem „Unterschlagung“ von Unternehmensgeld.

Im Oktober 2001 löste die Entlassungsserie am Pariser Boulevard Strasbourg-Saint-Denis den jetzt zu Ende gegangenen drei Monate langen Streik aus. Zugleich stellten Arbeitsgerichte fest, dass jede einzelne Entlassung unrechtmäßig war und es sich um Fälle von „gewerkschaftlicher Diskriminierung“ handelte. McDonald’s ging in Revision.

Während sich die Auseinandersetzung vor der Justiz in die Länge zog, gewann die Streikbewegung an Breite. Vor ihrem Restaurant erhielten die Streikenden Besuch von fast allen linken Politikern Frankreichs, sie gründeten ein eigenes gewerkschaftliches Kollektiv (CGT-restauration rapide), sie zogen jeden Samstagnachmittag vor ein anderes wegen Schikanen berüchtigtes Fast-Food-Restaurant und bekamen Verstärkung aus Betrieben wie der Kette Pizza-Hut, den Virgin-Supermärkten für Bücher auf den Champs-Élysées und dem Euro-Disney-Park, in denen das Arbeitsrecht ebenfalls häufig verletzt wird.

Für die meisten der jungen McDo-Beschäftigten war es der erste Streik überhaupt. Bei dem Freudenfest nach ihrem Sieg sagte eine junge Frau zum Radiosender RFI: „Wir sind keine Hunde. Wir sind auch keine Diebe. Wir wollen einfach bessere Arbeitsbedingungen und Löhne.“ Eine andere, die sich vorsichtshalber hinter dem Namen „Raja“ versteckt, verriet der Zeitung L’Humanité: „Ich befürchte Repressalien. Die werden versuchen, sich zu rächen. Immerhin haben wir jetzt eine eigene Gewerkschaft.“ DOROTHEA HAHN