30.000 Rinder gesucht

Fehlerhafte BSE-Tests in Deutschland: Erste wissenschaftliche Auswertung liegt vor

BERLIN taz ■ Die fehlerhaften BSE-Tests in privaten Testlabors können zu einer Rückrufaktion für gut 30.000 bereits geschlachtete Rinder führen, schätzte gestern Alexander Müller, bündnisgrüner Staatssekretär im Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. Das entspricht etwa 10.000 Tonnen Rindfleisch.

Zwölf private BSE-Labors sind bisher überführt, die amtlichen bundesweiten Vorgaben für die Tests auf Rinderwahn nicht eingehalten zu haben – und zwar in zehntausenden von Fällen. BSE-Forscher und Epidemologen haben für das Bundesministerium untersucht, wie diese schlampigen Tests nachträglich zu deuten seien. Ergebnis: Bei etwa einem Viertel der Fälle soll das Rindfleisch aus dem Verkehr gezogen und verbrannt werden, so Müller gestern in Berlin. Bei ihnen sei nicht mehr zweifelsfrei festzustellen, ob eine BSE-Erkrankung im Falle eines Falles erkannt worden wäre.

Besorgter zeigte sich Müller über eine zweite Klasse von fehlerhaften Tests, bei denen es nicht an der Ausführung, sondern am Ergebnis haperte: wenn eventuell positive oder zweifelhafte Ergebnisse nicht wie vorgeschrieben überprüft wurden. Hier handelt es sich aber nur um einige hundert bekannte Fälle. Alle diese Tiere werden aus dem Verkehr gezogen – falls nicht schon gegessen.

Wer die Kosten für das Fleisch und seine Beseitigung schließlich übernimmt – Tester, auftraggebende Schlachthöfe oder Behörden –, sei unklar, so Müller. Die Juristen prüften noch. Da es sich um einen im Auftrag von Ämtern durchgeführten Test handelt, sei eine Haftung der zuständigen Behörden nicht auszuschließen. REINER METZGER