Erduldete Unterschiedlichkeit

Ausländerbeauftragte und Bürgermeister verständigen sich über Integration  ■ Von Heike Dierbach

Die Ausländerbeauftragte des Senates, Ursula Neumann, bleibt im Amt. Darauf deutet zumindest das Ergebnis eines Gespräches hin, das Neumann am Dienstag mit Bürgermeister Ole von Beust (CDU) führte: Beide erzielten „Konsens über die Notwendigkeit einer konstruktiven Integrationspolitik für Hamburg“, so die Ausländerbeauftragte gestern: „Ich habe den Bürgermeister gefragt, ob er meine Vorschläge unterstützt, und er hat es bejaht.“

Gleichzeitig sollen Struktur und Bezeichnung des Amtes verändert werden, um die Frage der Integration künftig „umfassend zu behandeln“. Dies ist auch in Neumanns Sinne. Wie die Veränderungen aussehen könnten, ist allerdings noch völlig offen. Neumann hatte in ihrem jüngsten Bericht an den Senat angeregt, das Amt auszubauen zu einer „Leitstelle für Zuwanderung und Integration“.

Als Schwerpunkte ihrer künftigen Arbeit nannte die Ausländerbeauftragte gestern die Verbesserung des Entwurfes des Zuwanderungsgesetzes, die Förderung der Bildung von MigrantInnen und die „Einbettung der islamischen Religionsgemeinschaft in die deutsche Gesellschaft“. Allerdings ergeben sich Widersprüche zwischen von Beusts Zustimmung zu diesen Punkten und den Plänen seiner SenatorInnen: Von den Sparplänen der Sozialbehörde sind beispielsweise auch Bildungsträger betroffen; und das Zuwanderungsgesetz wird Hamburg im Bundesrat ohnehin ablehnen. Neumann bleibt dennoch optimistisch, dass auch mit dem neuen Senat eine konstruktive Sachpolitik möglich sei, „und dafür stehe ich auch zur Verfügung“.

Ähnlich harmonisch verlief ein Treffen zwischen Neumann, dem Landesschulbeirat und Schulsenator Rudolf Lange (FDP), auf dem die Auswirkungen der Zuwanderung auf Hamburgs Schulen diskutiert wurden. Der Landesschulbeirat ist das oberste Beratungsgremium der Schulbehörde und setzt sich aus VertreterInnen von gesellschaftlichen Gruppen wie Kirchen, Universitäten, Eltern, LehrerInnen und SchülerInnen zusammen.

Das Gremium ist sich einig, dass die rund 33.000 Schulkinder ohne deutschen Pass nicht ausreichend gefördert werden. Das zeige sich beispielsweise daran, dass 35 Prozent der FörderschülerInnen MigrantInnen seien, aber nur 10,8 Prozent der GymnasiastInnen. Der Schulbeirat fordert von der Stadt größere Anstrengungen, damit alle Kinder die deutsche Sprache beherrschen und die vermehrte Einstellung von bilingualen LehrerInnen, eine Überprüfung der Lehrbücher auf interkulturelle Fragen sowie mehr Angebote auch für Eltern. So kämen heute beispielsweise auf einen Platz in einem Deutschkurs bis zu sieben BewerberInnen.

Gleichzeitig wandte sich der Beirat gegen Überlegungen, Schul-anfängerInnen mit schlechten Deutschkenntnissen in separaten Klassen zu unterrichten. Vielmehr brauche es „ein Lernangebot für alle Kinder zum Umgang mit Unterschiedlichkeit“.