was macht eigentlich ...Markus Runge?

Tütenspender enthüllen

Schiffe werden getauft, Bauwerke haben ein Richtfest, Ausstellungen glänzen mit Vernissagen. Übrig bleiben Denkmäler, Skandale und Hundekottütenspender. Ihnen gemeinsam ist: Sie werden enthüllt. Im Falle des Letztgenannten ist das noch ein Novum. Dabei müsste kulturwissenschaftlich bereits aufgefallen sein, wie sehr diese im öffentlichen Raum installierten Metallkonstruktionen aus denen sich Tüten entnehmen lassen, mit denen die HundebesitzerInnen die Scheiße ihrer Lieblinge vom Bürgersteig aufheben können, gleichzeitig sowohl Denkmal als auch Skandal verkörpern. Im Grunde sind sie heute, was Duchamps Pissoir Anfang des letzten Jahrhunderts war.

Die Interessengemeinschaft der Gewerbetreibenden im Kreuzberger Graefe-Kiez, koordiniert von Markus Runge, dem Gemeinwesenarbeiter des Nachbarschaftshauses in der Urbanstraße, hatten die Nase vom fäkalen Unwesen gestrichen voll und wurden aktiv. Die InitiatorInnen sammelten Geld und kauften einige dieser Exponate. Heute ist es soweit. Um Punkt 14 Uhr wird der erste Tütenspender am Zickenplatz enthüllt. Mit Lakritzempfang, Stadtrat Schulz und Sonderaktion im Rizz, das seit neuestem Kulisse für die Anwaltsserie „Edel & Starck“ ist.

Nach Meinung von Hundetoilettenherstellern wird das Tüten-Angebot von HundehalterInnengut angenommen, die BSR hingegen sieht braun. Gemeinwesenarbeit ist eben Überzeugungsarbeit. Der 29-jährige Runge weiß davon schon ein Lied zu singen.WS
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