unterm strich
:

Wir bleiben bei der Institution, die uns hier in Berlin den so überaus phallischen Bill Viola beschert hat (sein komischer Heiliger, der gen Himmel fährt, sieht wirklich aus wie jener von einem Kondom geschützte männliche Teil – und danach regnet es auch noch! tse, tse, tse! Hat der Gummi wieder nicht gehalten). Gerade eröffnete also Thomas Krens, der Direktor des Guggenheim, eine Dependance in Las Vegas, da kann er in der New Yorker Village Voice lesen, dass es Zeit für ihn sei, endlich von der Bildfläche zu verschwinden. Und mit ihm sollen doch bitte auch all die Vorstände und Treuhänder verschwinden, die ihm dabei halfen, aus der Institution „eine Art GuggEnron“ zu machen.

Jerry Saltz wirft Krens vor, die amerikanische Tendenz zum Imperium zu verkörpern, er habe das Museum globalisiert und glamourisiert, es vermarktet und schließlich verkauft, in seinem Versuch, es zu einem Brandname zu machen. Er habe aus dem Guggenheim ein Franchise-Unternehmen gemacht, ihm aber nie eine Identität von der Seite der kuratorischen Praxis verliehen. Ja, mit der Potenz des Guggenheim war es hier nicht nicht weit her, leider aber auch nicht beim Geld, wie es Krens suggerierte. Jetzt mussten 90 Angestellte entlassen und Ausstellungen mit Kasimir Malewitsch und Matthew Barney abgesagt werden. Die Ausstellungsflächen in New York sollen verkleinert werden, ausgerechnet dort, wo Thomas Krens ein weiteres Guggenheim bauen wollte, das natürlich Frank Gehry-Wer-sonst? entwarf. Wenn Krens & Co. gehen, so schließt Saltz seinen Artikel, „wird sie niemand vermissen. Sie kamen mit Reagan, und sie sollten nun mit Enron verschwinden.“

Weiter mit der Kunst und dem Geld: Die drei Kasseler Spitzenpolitiker, die entgegen einer gerichtlichen Verbotsverfügung die im Rahmen der documenta 9 errichtete „Treppe ins Nichts“ in Kassel abreißen ließen, sollen insgesamt 42.000 Euro zahlen. Gegen eine entsprechende Auflage ist das Strafverfahren gegen die drei Politiker am Dienstag vor dem Kasseler Landgericht eingestellt worden. Oberbürgermeister Georg Lewandowski (CDU) wird danach 15.000 Euro zahlen müssen, Bürgermeister Ingo Groß (SPD) 14.000 und Stadtbaurat Bernd Streitberger (CDU) 13.000 Euro. Die Treppe, die während der Umgestaltung des Königsplatzes in Kassel errichtet worden war, wurde zu ihrer Finanzierung kurzerhand zu einem Kunstwerk der 1992 stattfindenden documenta 9 erklärt. Dem Versprechen, das als „Elefantenklo“ verpönte Bauwerk wieder abzureißen, verdankte der Unionschrist Lewandowski 1993 seinen Wahlgewinn.