DIE SPAHN-STEUER HILFT NICHT GEGEN FALSCHE DOLLAR-BINDUNGEN
: Wechselkurse haben ihren Sinn

Globalisierungskritiker wollen den Weltmärkten mit einem fiskalischen Doppelschlag beikommen. Zur Aufstockung der Entwicklungshilfe und gegen die Alltagsspekulation soll die Tobin-Steuer dienen, gegen heftige Wechselkursausschläge hingegen eine „Spahn-Steuer“. Während die erste vor allem theoretisch umstritten ist, lassen sich die Grenzen der zweiten ganz praktisch diskutieren.

Spahns Idee besticht: Ein sehr hoher Steuersatz würde abrupte Abwertungen verhindern. In Argentinien beispielsweise, dessen Pesokurs sich halbiert hat, verdoppelten sich die Auslandsschulden. Ist deswegen die Beibehaltung des alten Wechselkurses erstrebenswert? Hier hat die Spahn-Steuer einen Haken: Sie setzt bei den Symptomen an, anstatt die Ursachen zu bekämpfen.

Denn sie berücksichtigt zu wenig, dass Wechselkurse das Kräfteverhältnis zwischen zwei Volkswirtschaften ausdrücken oder ausdrücken sollten: In Argentinien war der weiche Peso durch die Festbindung an den starken Dollar willkürlich festgelegt und überbewertet. Daher machte die Abwertung des Pesos immerhin mehr Sinn, als weiter an der Dollarbindung festzuhalten: Sie rückte das verzerrte Kräfteverhältnis zwischen US- und argentinischer Wirtschaft wieder gerade – einigermaßen.

Der Ausgangspunkt der letzten großen Währungskrisen waren Wechselkurse, die schon auf den ersten Blick als verzerrt zu erkennen waren. Das gilt für die Rubelkrise ebenso wie für die um den thailändischen Bath, der die Südostasien-Depression von 1998 ausgelöst hat. Die unrealistischen Wechselkurse zogen die Spekulanten an, deren Profitgier auch für die destruktiven Auswirkungen in den Nachbarländern verantwortlich war, die mit den Überbewertungen gar nichts zu tun hatten. Aber: Wenn man es nicht schafft, sich rechtzeitig kontrolliert aus der Dollarbindung zu lösen, ist eine krisenhafte Abwertung richtig. Die Frage ist nun: Wer entscheidet, wo der richtige Wechselkurs liegt? Wer entscheidet, was Spekulation ist? Wer entscheidet, ab wann die Spahn-Steuer greifen soll? Darauf bleibt das Konzept bisher die Antworten schuldig. KATHARINA KOUFEN