Hemdsärmelig

■ „Polizeiruf 110“ und andere spröde Filme: Eine Manfred Stelzer-Retrospektive

Eher fußgängerisch denn rasant geht es zu in den von Manfred Stelzer in Szene gesetzten mecklenburgischen Geschichten des Polizeiruf 110. Ehemals so etwas wie der Seismograph von DDR-Befindlichkeiten, läuft die Serie seit 1994 unter westdeutscher Regie. Geblieben sind Tristesse und eine gewisse Lethargie, hinzugekommen ist die Handschrift Stelzers, des hemdsärmeligen Regisseurs zahlreicher TV-Features, Dokumentar-, aber auch Spielfilme.

Eine Retrospektive des Mannes, der sich vom Dokumentar-Genre abwandte, weil es zu häufig einen bitteren Beigeschmack habe – „die Tatsachen sind halt so“ (Stelzer) – zeigt von diesem Wochenende an das Metropolis; in Zusammenarbeit mit dem NDR präsentiert das Kino bis Mai jeden zweiten Sonntag Filme von Stelzer im Doppelpack. In Expertengesprächen über den Regisseur und seine Darsteller mit Gästen soll zugleich ein Stück deutsche Filmgeschichte lebendig werden.

Eröffnet wird mit Monarch, dem 1979 entstandenen Porträt eines Daddelhallen-Gängers, der sich „Der Monarch“ nennt, weil so der erste Spielautomat hieß, den er überlisten konnte. Die unterhaltsame Verbindung von Beschreibung und scharfsinniger Analyse, für die Stelzer 1980 den Bundesfilmpreis erhielt, läuft zusammen mit dem Polizeiruf 110: Über Bande. In diesem Stück über Falschgeld speiende Farbkopierer aus dem Jahr 1994 landen die bräsigen Ossi-Kommissare Groth und Hinrichs schließlich auf St. Pauli, wo sie eine thailändische Prostituierte aus den Händen hiesiger Großkotze befreien können. Selten war ein TV-Krimi humorvoller und selbstironischer. xml

 Monarch und Polizeiruf 110: Über Bande: So., 24.2., 17 Uhr; weitere Filme: jeden zweiten Sonntag bis 5.5., je 17 Uhr, Metropolis