Kurz vor der Rente
: 50 plus und altes Eisen

■ Jobhilfe nur für Junge. Oder: Wenn sich Ältere dringend weiterbilden wollen

Sie sind arbeitslos und wollten auf Empfehlung des Arbeitsamtes eine Weiterbildung machen. Denn alt genug, um in den Vorruhestand zu gehen, sind sie alle noch nicht: Der 51-jährige Druckformenhersteller Joachim P., der 54 Jahre alte Fachdruckmeister Gerd B. und ein 46-jähriger Lithograph. Das Arbeitsamt habe ihnen die Teilnahme an einer Weiterbildung zu einem „Crossmedia Producer“ empfohlen, sagen die drei. Sie haben eine dreimonatige Trainingsmaßnahme absolviert und gehofft, anschließend auch die einjährige Multimedia- und Print-Weiterbildung machen zu können. Konnten sie aber nicht. Offizieller Grund: Zu viele TeilnehmerInnen. „Zu alt, hat mir die Frau vom ABC aber auch gesagt“, sagt Joachim P. Man habe sich ihm gegenüber auf Statistiken berufen, wonach gerade im Multimedia-Bereich niemand über 40 Jahre eingestellt würde. Auch der 55-jährige Gerd B. und der 46-jährige Lithograph haben von der Weiterbildungseinrichtung gehört, sie seien zu alt. Beim Arbeitsamt haben die BeraterInnen für zwei der Männer die Maßnahme als „genau passend“ empfohlen.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass allein das Alter der Grund dafür war, dass die drei nicht an der Weiterbildung teilnehmen konnten“, sagt Jörg Nowag, Pressesprecher des Arbeitsamtes Bremen. Martin Lühr von der Aktionsgemeinschaft arbeitsloser BürgerInnen e.V. (Agab) setzt dem entgegen, dass schon seit Jahren über 50-Jährige schlecht in Weiterbildungsmaßnahmen hineinkämen. Und er hat eine mögliche Erklärung dafür. Sie könnte darin liegen, dass die Arbeitsämter nach der durch sie finanzierten Maßnahme erwarten, dass Arbeitslose schnell auf Stellen vermittelt werden – und aus der Arbeitslosenstatistik verschwinden. Dann gilt die Weiterbildung als erfolgreich und weiter förderungswürdig.

Diese Quoten – je nach Maßnahme zwischen 60 und 80 Prozent – bedeuten ein Dilemma: Einerseits dienen sie der Qualitätssicherung. Schließlich soll mit Staatsknete nur gefördert werden, was absehbar Arbeit bringt. Andererseits müssen Weiterbildungsträger aus Selbsterhaltungsgründen diejenigen BewerberInnen aussuchen, die beste Vermittlungs-chancen haben. Männer über 50 gehören nicht dazu.

Ursula Spankuss vom Arbeiter-Bildungs-Centrum (ABC) bestätigt, dass Ältere nur eine geringe Chance hätten: Auf 16 vorhandene Plätze in der fraglichen Maßnahmen hätten sich 60 Personen beworben. Von denen seien 50 im „gut vermittelbaren Alter“ gewesen. Außerdem seien die Vermittlungsquoten in den letzten Jahren hochgeschraubt worden.

Diese geringen Chancen für Ältere, die im Prinzip noch zehn bis 15 Jahre berufstätig sein könnten, widerspricht der demographische Entwicklung: „Spätestens im Jahr 2010 haben wir einen massiven demographischen Knick“, sagt Arbeitsamtssprecher Nowag. Und: „Wenn die Arbeitskräfte knapp werden, müssen sich auch Werbe- und Internetagenturen von ihrem Jugendwahn verabschieden.“ Weiterbildungsträger dürften Alter nicht mehr als Vermittlungshindernis sehen. Ulrike Bendrat