Enron simulierte

Bankrotter US-Energieriese mit immer neuen Skandalen – Handelsraum gefälscht. Bilanzprüfer wollen zahlen

BRELIN taz/rtr ■ Die Skandale bei Enron nehmen immer neue Wendungen. Nach der größten Pleite in der US-Wirtschaftsgeschichte durchforsten allerhand Ermittler die Bücher. Einer der Exchefs der wichtigen Sparte Enron Energy Sales, Joseph Phelan, gab gestern zu, dass die Firma vor vier Jahren einen gefälschten Handelsraum extra für Wall-Street-Analysten aufgebaut hat: Immer wenn die Tippgeber für Anleger kamen und sich vom Gang der Geschäfte überzeugen wollten, wurden Angestellte an die Telefone und Bildschirme gesetzt und simulierten Handelsgeschäfte. Mitarbeiter mussten von außen anrufen, damit das ganze auch busy wirkte.

Die Firmensparte sollte für große Firmen deren Energiebedarf managen. Das Geschäft lief zu langsam an, also wurde durch den Bluff schon vorher Eindruck geschunden. Die Herren Analysten merkten nichts.

Enron hatte sich mit Termingeschäften von Energielieferungen so stark verspekuliert, dass der Konzern Bankrott anmelden musste. Hinterher stellten die Gläubiger fest, dass alle möglichen Zahlen in den Bilanzen der Konzernteile gefälscht waren – bei einer bekannten Firma wie dem texanischen Riesen ein beispielloser Vorgang. Der Konzern hatte enge Verbindungen in den Kongress und einem großen Teil der Bush-Regierung.

Die Wirtschaftsprüfer von Arthur Andersen waren zuständig für die Prüfung der Bücher und wurden prompt von aufgebrachten Gläubigern und Aktionären verklagt. In einem Vergleich hat Andersen nun 800 Millionen Dollar angeboten, um die Klagen abzuwenden, meldete gestern das Wall Street Journal. REM