Ausstellung war einfach weg

■ Infotafeln über Neonazis aus einer Schule herausgestohlen

Die Täter kamen im Dunkel. In der Nacht vom 4. auf den 5. Februar 2002 stahl die „Aktionsgruppe Plön“ aus der Sporthalle der Beruflichen Schulen des Kreises Plön die Ausstellung „Neofaschismus in der Bundesrepublik Deutschland“. Das wurde erst jetzt bekannt. „Mit solchen Aktionen haben wir nicht gerechnet“, erklärt Oberstudiendirektor Elmar Off als Leiter der Berufsschule.

Als einen Tag nach der Eröffnung in der Berufsschule des schleswig-holsteinischen Kreises eine Klasse die von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) erstellte Ausstellung besuchen wollte, fanden sie nur noch ein Bekennerschreiben vor, unterzeichnet mit „Aktionsgruppe Plön“. Keine der 27 Tafeln, auf denen über neofaschistische Strukturen und Ideologien informiert wird, war mehr in der Halle.

Gewaltsame Einbruchsspuren, berichtet Off, seien an dem Morgen nicht aufgefallen. „Die krimialtechnischen Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen“, betont aber ein Sprecher der Kieler Kripo.

„Diktion und Argumentation des Bekennerbriefs“, sagt indes Conny Kerth, Bundesprecherin der VVN-BdA, „grenzen den Täterkreis auf die militanten Neonazis der Freien Nationalisten ein“. In dem Schreiben wettert die „Aktionsgruppe“ gegen die „selbsternannte Verfolgten des Naziregimes“ und schimpft über die „Hetze gegen nationale Menschen“. Ähnliches, meint Kerth, kann auf der Homepage des rechtsextremen Aktionsbüros Norddeutschland gelesen werden.

Schon vor Wochen riefen über diese Homepage die Freien Nationalisten um den Hamburger Naziführer Christian Worch ihre Kameraden auf, der „perfiden Umerziehungsmethode nicht tatenlos zuzusehen“. Ihr Webmaster Tobias Thiessen hat auf der Page sogleich auch Flugschriften gegen die „Ausstellung der Ewiggestrigen“ zum Herunterladen bereitgestellt.

Seit über einem Jahr wandert die Ausstellung, die von der Gewerkschaft IG Metall und dem Antifamagazin Der Rechte Rand unterstützt wird, durch die Bundesrepublik. „Einige 10.000 Besucher haben die Ausstellung bereits gesehen“, berichtet Kerth, „die jenseits von Totalitarismustheorien über Neonazismus informiert.“ Wegen der großen Nachfragen, vor allem von Schulen und Jugendzentren, wurden mittlerweile acht Ausgaben angefertigt. Auch in Hamburg war sie schon in Schulen ausgestellt. Demnächst wohl auch wieder in Plön. „Wir werden die Ausstellung wiederholen“, verspricht Off. Andreas Speit