berge 2002
: Querfeldein

Skitourrennen

Die Teilnehmer des letzten Rennens klebten synthetische Felle unter ihre Skier, stiegen die 1.900 Höhenmeter durchs Dammkar bis zur westlichen Karwendelspitze im Langlaufschritt hinauf und rasten querfeldein hinunter. Diese neue Trendsportart hat sich in Mittenwald bei Garmisch-Partenkirchen etabliert: Skitourenrennen, der neue Hit für Wintersportler.

Ausgerechnet im „Internationalen Jahr der Berge 2002“, in dem deren Schutz propagiert wird, richtete der Deutsche Alpenverein (DAV) am 9. Februar erstmals das Dammkar-Rennen mit aus und warb für die umstrittene Veranstaltung. Der bayerische Landesbund für Vogelschutz schlug bereits Alarm.

„Skitourenrennen haben in den Alpenländern eine große Tradition und werden bei den Olympischen Winterspielen in Turin 2006 zum ersten Mal als Demonstrationswettbewerb durchgeführt“, betont dagegen der Hauptveranstalter des „3. Diamir Race“, die Garmisch-Partenkirchener Berg- und Skischule Vivalpin. Mitorganisiert hätten das einzige deutsche Rennen der Ski- und Laufklub, die Bergwacht und die Gemeinde des Ortes. „Die Wettkämpfer finden im hochalpinen Dammkar ideale Wettkampfbedingungen vor“, schwärmt Vivaplan.

Zum Massenstart an der Talstation der Karwendelbahn waren 125 Deutsche, Italiener, Österreicher, Schweizer und Spanier angetreten. Zu gewinnen gab es Geld- und Sachpreise für 10.000 Euro.

Als Fachverband für Skibergsteigen verantwortete diesmal der Alpenverein den sportlichen Ablauf des Rennens. Dabei sei es in erster Linie darum gegangen, mit der Fachkompetenz des DAV die Naturverträglichkeit des Wettkampfes sicherzustellen. Das Referat Natur- und Umweltschutz des DAV habe extra eine „naturschutzfachliche Checkliste erarbeitet“, erklärt Vivalpin. Als Route habe man die ehemalige Pistenabfahrt gewählt, die seit dem Winter 1999/2000 nicht mehr präpariert werde.

Der Naturschutzexperte des Landesbund für Vogelschutzes, Bernd Raab, fürchtet nun, dass die Skitourenrennen nach Österreich auch in Bayern hoffähig werden. Die meisten Tourenläufer bevorzugen unerschlossene Berge in den weitgehend unbelasteten Hochalpen. Statt schnellem Tempo reizt sie vielmehr, eine Bergabfahrt fast für sich allein zu haben. Skitouren, besonders Rennen, stören jedoch Wild und Rauhfußhühner. Problematisch ist vor allem das überraschende Auftauchen schnell abfahrender Tourenläufer, meint auch der Bund Naturschutz. Die Skikanten beschädigten Sträucher und bei niedriger Schneehöhe die Bodenvegetation.

Die Naturschützer fordern schon lange, dass die Landratsämter gerade Wildschutzzonen für Skitouren sperren. Die Miesbacher Kreisbehörde richtete bereits im Landschaftsschutzgebiet Rotwand solche Zonen ein. Mit Schildern, Karten und einem Infoblatt wird hier das Tourenverbot propagiert. Auch am Scheinberg in den Ammergauer Alpen wird dies praktiziert. Am größten ist die Verbotszone im Nationalpark Berchtesgaden. Bis auf wenige Ausnahmen sind hier Skitouren untersagt. OLIVER HINZ