Kein Herz für Kinder

■ Kürzung bei Drogen-Projekt „Iglu“

„So stellen wir uns eine Familienpolitik im Interesse von Kindern und ihren Eltern nicht vor“, schimpft „Iglu“-Geschäftführer Rainer Schmidt. Die Sozialbehörde kürzt den Etat des bei der Palette angesiedelten Projekts zur Unterstützung von Kindern aus der Drogenszene um 14.600 Euro. In einer Diskussionsrunde am vergangenen Freitag skizzierte Schmidt die Folgen für die Betroffenen.

Seit April 1992 hilft „Iglu“ Kindern und ihren drogenabhängigen oder substituierten Eltern bei der Stabilisierung ihrer Lebenssituation und fördert das familiäre Zusammenleben. Bisher mit vier Mitarbeitern auf drei 38,5-Stunden-Stellen, die es ermöglichten, pro Jahr rund 100 Familien und 200 Kinder zu betreuen. Durch die Kürzung fällt eine halbe Stelle weg. Die Existenz des Projekts im Schanzenviertel sei dadurch zwar nicht in Gefahr, so Schmidt, wohl aber Kontinuität und Spontaneität der Betreung. Im Gegensatz zu den staatlich finanzierten Stellen „arbeiten wir nah an der Szene, wie ein Sensor“, erklärt Schmidt. Besonders bei Crack-Konsum sei schnelles Handeln notwendig. Da dürfe man nicht warten, bis die Gefährdeten in die Beratung kommen.

Ohne Einrichtungen wie „Iglu“ würden zudem drogenabhängige Mütter häufiger von ihren Kindern getrennt – mit zweifelhaften Folgen. „Ein Kind“, sagt Schmidt, „ist der Strohhalm, sich aus der Szene zu lösen.“ Wird den Müttern das Kind weggenommen, bestehe die Gefahr, dass sie wieder zurück in die Szene gehen, und die Kinder landen im Heim. Marcellus Gau