berliner szenen
: Gerüchte ums Theater

Sparen, sparen, sparen

War das jetzt ein politischer Applaus oder echte Begeisterung? Das ließ sich am Ende der Premiere von „noBody“ von Sasha Waltz in der Schaubühne nicht mehr so genau sagen. Denn das Theater steht unter verschärfter Beobachtung, die nächste Welle der Evaluierung im Kulturbetrieb rollt an. Die Senatorendichte im Publikum war groß. Thomas Flierl, amtierender Chef der Verwaltung für Kultur und Wissenschaft, wechselte einige Worte mit Peter Radunski, seinem Vorvorvorgänger, den es mit unverminderter Leidenschaft ins Tanztheater zieht. Christoph Stölzl und Adrienne Goehler waren gekommen. Ihre Amtszeiten waren jeweils kürzer als eine Inszenierung von der Planung bis zur Realisation braucht.

Im Foyer wurde die Neugier auf das neue Stück verdrängt von einer anderen Spannung: Hast Du schon gehört von der Streichliste des Senats? Der Suchscheinwerfer für das nächste Katastrophenopfer, der sich letzte Woche noch auf die Schaubühne gerichtet hat, schwenkt weiter. Das Gorki-Theater, das am Tag zuvor mit „Iphigenie auf Tauris“ Klassikerpflege beweisen wollte, steht angeblich auf der Liste und das Ballett der Deutschen Oper. Auch das Berliner Ensemble soll zu den Einbüßenden gehören. Geheim sind diese Pläne, aber der Tagesspiegel hat sie herausbekommen und in seiner Sonntagsausgabe veröffentlicht. Nachzufragen, was an den Gerüchten dran ist, wird schwer, denn die Politik will sich anscheinend um öffentliche Diskussionen, was sie opfert, herummogeln. Dann beginnt die Vorstellung. Der Ärger, der sich außen anbahnt, verlangsamt die Ankunft im Stück. Denn eigentlich wird hier Roulette gespielt und jedes Wort über die Aufführung kann nachher den Lauf der Kugel in seiner Bahn beeinflussen. KBM