Jonas Savimbi schoss bis zuletzt

Angolas Regierung berichtet über die Schlacht, bei der der Rebellenchef starb, und will „Brücken“ zur Unita bauen

BERLIN taz ■ Kontroversen um die genauen Todesumstände des angolanischen Rebellenführers Jonas Savimbi überschatten Versuche zu einem neuen Friedensprozess in Angola. Brigadier Wala, Kommandeur der Einheit von Angolas Regierungstruppen, die Savimbi nach offiziellen Angaben am Freitag im ostangolanischen Busch tötete, schilderte gegenüber der portugiesischen Nachrichtenagentur Lusa und der staatlichen angolanischen Tageszeitung Jornal de Angola seine Version der Schlacht am Luvuei-Fluss, bei der Savimbi starb. Der Rebellenchef sei „mit einem Gewehr in der Hand“ getötet worden, „wie ein Soldat“, lobte Wala. Damit trat er Mutmaßungen entgegen, der Rebellenchef sei gefangen genommen und hingerichtet worden. Diese gründeten sich auf der Meldung, Savimbis Körper habe 15 Einschusslöcher, davon zwei im Kopf, eines in der Kehle und die anderen im ganzen Körper. Außerdem hatte die Armee seine Leiche sofort nach der Zurschaustellung am Samstag begraben.

Die Schlacht, so Wala weiter, sei nach einer tagelangen Jagd im Busch erfolgt, in der Savimbi „als Ablenkungsmanöver“ mehrere Flüsse überquert habe, um sich nach Sambia abzusetzen. Zwei seiner hohen Brigadiers seien bei der Verfolgung getötet worden. Dann habe der Rebellenchef auch noch sein Funkgerät und damit die Kommunikationsmöglichkeit verloren. „Savimbi entschied sich auszuruhen“, berichtete Wala weiter. „Er hatte seine Einheiten in Alarmzustand versetzt. Zu spät – wir hatten sie schon überrumpelt. Er schoss zurück, und deshalb wurde er getötet. Wir hatten ihn schon siebenmal getroffen, aber er versuchte, sich mit seinem Gewehr zu wehren. Aber schließlich ist er gestorben.“ 21 weitere Kämpfer der von Savimbi geführten Unita-Rebellen hätten bei dem Feuergefecht den Tod gefunden. Die Armeeoffensive hatte den Codenamen „Kissonde“ – eine giftige Ameisenart.

Angolas Präsident Eduardo dos Santos ließ gestern in Portugal offen, ob er eine neue politische Initiative plane, um zusammen mit der Unita einen Frieden zu erreichen. Er sprach sich jedoch nach einem Gespräch mit seinem portugiesischen Amtskollegen Jorge Sampaio dafür aus, „Rache hinter sich zu lassen, zu vergeben und Angola wieder aufzubauen“. Zu möglichen Verhandlungen mit der Unita sagte er: „Wir wollen Brücken bauen.“ Angolas Regierung wolle „rasche Schritte zur Normalisierung der politischen Lage in Angola vornehmen, natürlich beginnend mit der Suche nach Mitteln, die schnell zu einem Waffenstillstand führen“. Raschen Fortschritten erteilte er eine Absage: „Wenn wir dieses Jahr schnell vorankommen, einen Waffenstillstand und die Entmilitarisierung der Unita erreichen, können wir in anderthalb bis zwei Jahren in Angola Wahlen sehen.“

Internationale Politiker warten nun auf Klarheit darüber, wer nach Savimbis Tod die Unita führt und mit welcher Zielsetzung. Aus unabhängigen Kreisen werden zwei Namen genannt, die in einer Neupositionierung der Rebellenbewegung eine Schlüsselrolle spielen könnten: Isaias Samakuva, der 1994–1998 während des Waffenstillstandes nach den Friedensabkommen von 1994 die Unita-Delegation in der gemeinsamen Kontrollkommission zur Überwachung des Friedensprozesses leitete und heute in Europa lebt, wo er Kontakte zu zivilgesellschaftlichen Gruppen pflegt; und Jardo Muekalia, ein Unita-Vertreter in den USA mit guten Kontakten zu den regierenden US-Republikanern. Letzterer soll bereits Kontakt zur UNO aufgenommen haben.

DOMINIC JOHNSON