Islamkunde weitet sich aus

Die Islamische Föderation will bald schon an 20 Berliner Schulen rund 3.500 Kinder unterrichten. Alewiten planen mit 200 Schülern an 9 Schulen. Christliche Kirchen beklagen Unterrichtsausfall

von ADRIENNE WOLTERSDORF

Wer Mohammed war und was die fünf Säulen des Islam sind, können türkische Schüler ab kommenden Sommer an fast 30 Berliner Schulen lernen. Allerdings mit zwei unterschiedlichen Konzepten. Allein die Islamische Förderation will laut Presseberichten ihren Unterricht von derzeit zwei auf 20 Schulen ausweiten. Dadurch sollen dann rund 3.500 muslimische Kinder unterrichtet werden. Zeitgleich kündigte auch das Kulturzentrum anatolischer Alewiten an, im neuen Schuljahr an neun Schulen rund 200 angemeldete Kinder unterrichten zu wollen.

Aus der Schulverwaltung hieß es dazu am Mittwoch, man werde den Antrag der Alewiten wohlwollend prüfen, da die Behörde einen liberalen Islamunterricht begrüße. Anders als die Alewiten wird die Islamische Föderation argwöhnisch betrachtet.

Laut Berliner Verfassungsschutzbericht 2000 ist die Förderation von der umstrittenen Organisation Milli Görüs „beeinflusst“, der in aktuellen Verfassungsschutzberichten eine extremistische Haltung zugeschrieben wird. Unklar ist noch, an welchen 20 Schulen die Föderation unterrichten will. Bislang lehrte sie an der Weddinger Rudolf-Wissel-Grundschule und der Kreuzberger Fichtelgebirge-Grundschule.

Während die Alewiten schon fünf ausgebildete Lehrer stellen können, sucht die Islamische Föderation noch bundesweit nach Lehrkräften. Laut Berliner Gesetz kann sich die Föderation, die sich ihr Recht zum Islamunterricht vor dem Bundesverwaltungsgericht erstritten hatte, ihre Personalkosten komplett vom Land Berlin erstatten lassen.

Die beiden großen christlichen Kirchen können ihr Angebot unterdessen nicht weiter ausdehnen. Wegen Geld und Personalmangel seien davon besonders die öffentlichen Schulen in den Ostberliner Bezirken betroffen. Das teilte die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg gestern mit. So könne insgesamt an 151 von 678 Schulen gegenwärtig kein evangelischer Religionsunterricht angeboten werden.

In Berlin besuchen 91.106 Schüler (24,9 Prozent) den evangelischen und 24.430 Schüler (6,7 Prozent) den katholischen Unterricht.