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Der Europagegner

Die „Fraktion für das Europa der Demokratien und der Unterschiede“ ist naturgemäß eher ein Haufen von Individualisten als eine politische Familie. In den Konvent gelangte ihr Mitglied Jens-Peter Bonde nur, weil die großen Parteien einen ihrer Plätze opferten.

Umso erstaunlicher, dass dieser Tage gern und häufig über „die Bondes“ spekuliert wird, denen man immerhin 20 Prozent Gewicht im Konvent zutraut. Gemeint sind alle Delegierten, die mit Europa nicht viel im Sinn haben. Bonde, der sich nicht als Euroskeptiker sondern als „Eurorealist“ bezeichnet, rechnet dagegen nur mit 5 Prozent. In der Bevölkerung der EU allerdings, davon ist er überzeugt, teilten 50 Prozent seine Ansichten.

Von seinen radikal antieuropäischen Ursprüngen hat sich der 54-Jährige, der 1972 die Volksbewegung gegen die EG in Dänemark mit gründete, inzwischen entfernt. Sogar für ein föderales Europa könnte er sich heute erwärmen. Allerdings, so fügt er listig hinzu, gebe es eben kein europäisches Wahlvolk. Seine Antwort auf das Demokratievakuum sei „differenzierter und klüger“ als die von Joschka Fischer: Die Kompetenzen gehörten dorthin, wo die Entscheidungen getroffen werden könnten. Das Ozonloch müsse von der UNO gefüllt, die Verteidigung über die Nato organisiert und der EU-Wirtschaftsraum von Brüssel aus gelenkt werden. Erst wenn die Beteiligung bei einer Europawahl höher sei als bei den nationalen Wahlen, werde er sich gegen die Vereinigten Staaten von Europa nicht länger sträu-ben. DANIELA WEINGÄRTNER