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Vom Eurogegner zum Eurofan

Der britische Europaminister Peter Hain, der die Labour-Regierung im Konvent vertritt, schwimmt gerne gegen den Strom. 1970, als zwanzigjähriger Jugendaktivist der Liberalen, initiierte er die ersten britischen Boykottkampagnen gegen Südafrikas Apartheid – damals noch ein Randthema. Das war eine logische Folge seiner Biografie: 1950 in eine Familie weißer Liberaler in Kenia hineingeboren und in den Sechzigerjahren in Südafrika aufgewachsen, bis die Familie vor dem immer intoleranteren Apartheidregime floh, war es für Hain normal, Minderheitsmeinungen zu vertreten. Der Afrikaaktivist war denn auch für Tony Blair eine konsequente Wahl als Afrikastaatssekretär, und er vertrat danach eifrig eine interventionistische Afrikapolitik.

2001 beförderte ihn Blair zum Europaminister, und auch hier benimmt er sich wie der Anti-Apartheid-Radikale von vor 30 Jahren: Er testet Grenzen aus. Er äußert offenen Enthusiasmus für den Euro und nannte letzte Woche die britischen Eurogegner – immerhin 70 Prozent der Bevölkerung – Feinde Europas.

Vielleicht sieht er sich dabei ebenso als Avantgarde der öffentlichen Meinung wie beim Kampf gegen die Apartheid, der Zeit einfach ein paar Jahrzehnte voraus. Nur der Umstand, dass er früher selbst immer gegen den Euro war, nimmt ihm hierbei eine gewisse Glaubwürdigkeit. Der Rebell von einst als Hohepriester des EU-Establishments – das ist für Peter Hain und damit für Labours Europapolitik eine gewagte Pirouette. DOMINIC JOHNSON