Kein Geiseltausch

In Kolumbien entführte Ingrid Betancourt bleibt in Guerillahand. Neues Anti-Tierror-Gesetz angekündigt

LIMA taz ■ Der kolumbianische Präsident Andrés Pastrana hat am Mittwoch ein Anti-Terror-Gesetzespaket angekündigt. Die Gesetze zur Bekämpfung der Guerilla, insbesondere der „Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens“ (Farc), sollen in zwei Wochen dem Kongress zur Abstimmung vorgelegt werden, wenn dieser wieder zu einer ordentlichen Sitzung zusammenkommt.

In dem von Pastrana vorgelegten Gesetzespaket wird auch die Verurteilung von Minderjährigen erleichtert, die an Guerillaaktivitäten, Entführungen und Erpressungen beteiligt waren.

Derweil hat Innenminister Armando Estrada Villa in einem Interview mit dem Fernsehsender CNN die Haltung der Regierung bekräftigt, wonach es keinen Gefangenenaustausch zwischen Farc und Regierung geben wird. Vergangene Woche hatten die Farc die populäre aber chancenlose Präsidentschaftskandidatin Íngrid Betancourt entführt und angekündigt sie und weitere in ihrer Hand befindliche Politiker nur im Tausch gegen inhaftierte Guerilleros freizulassen. Ein solcher Austausch verstößt nach Ansicht von Estrada gegen die kolumbianische Verfassung und würde den Staat und die Freischärler auf die selbe Stufe stellen. Bei einem Entführungsversuch ermordeten Farc-Kämpfer am Mittwoch zwei Reishändler, deren Auto sie auf der Landstraße gestoppt hatten. Als die Händler zu fliehen versuchten, eröffneten die Guerilleros das Feuer auf das Fahrzeug der beiden.

Auch am Mittwoch gingen die seit einer Woche andauernden Auseinandersetzungen zwischen Guerilla und paramilitärischen Gruppierungen im westlich von Bogotá gelegenen Cauca-Tal weiter. In anderen Landesteilen kamen zahlreiche Guerilleros bei Auseinandersetzungen mit den Streitkräften ums Leben. Die Sicherheitskräfte fanden am Mittwoch die Leichen von neun Menschen des Cauca-Tals. Unter Berufung auf Geheimdienstquellen berichtete die Zeitung El Tiempo, die Farc wolle ihre Angriffe auf die Zivilbevölkerung und die Infrastruktur des Landes fortsetzen.INGO MALCHER