Dr. K. weiter auf der Flucht

SFOR jagt Serbenführer Radovan Karadžić. Truppeneinsatz in bosnischem Dorf schlägt fehl. Gericht in Den Haag verfolgt den mutmaßlichen Kriegsverbrecher. Scharping: „Großer Teilerfolg“

SARAJEVO dpa/ap/taz/ ■ Wieder einmal ist gestern ein Versuch der internationalen Truppe in Bosnien (SFOR) gescheitert, den mutmaßlichen bosnisch-serbischen Kriegsverbrecher Radavon Karadžić zu verhaften. Bei einer groß angelegten Militäraktion nahe des Ortes Celebici im Osten der bosnischen Serbenrepublik fand die SFOR Karadzic nicht vor. Sie hob lediglich drei illegale Waffen- und Munitionslager aus. An der Aktion waren auch deutsche SFOR-Soldaten „an der absichernden Peripherie“, aber keine Elitekämpfer aus KSK-Einheiten beteiligt, bestätigte Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD). Er nannte die Aktion einen „großen Teilerfolg“, weil sie demonstriere, „dass wir nicht dulden, dass in Bosnien Waffen gehortet werden“.

Am Morgen hatte die SFOR das Gebiet mit Panzerfahrzeugen und Hubschraubern im Umkreis von 40 Kilometern abgeriegelt. Das lokale Fernsehen berichtete von Explosionen und Schüssen bei Celebici. Die Soldaten hätten Häuser und Schulen durchsucht, Telefonleitungen seien unterbrochen gewesen.

Nach Angaben eines Nato-Sprechers hatte die SFOR Informationen erhalten, dass sich der 56-jährige ehemalige Psychiater Karadžić in Celebici aufhalten könnte, „aber er wurde nicht gefunden“. Der Einsatz zeige jedoch die Entschlossenheit von Nato und SFOR, flüchtige mutmaßliche Kriegsverbrecher mit allen Mitteln festzunehmen.

Radovan Karadžić und sein Oberbefehlshaber Ratko Mladić sind seit 1995 vor dem UN-Tribunal in Den Haag wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt. Unter anderem sollen sie an der Ermordung von rund 7.000 Muslimen nach der Eroberung der UN-Schutzzone Srebrenica beteiligt gewesen sein.

Die Regierung der bosnischen Serbenrepublik protestierte gestern gegen die Aktion. Sein Kabinett sei über den Einsatz nicht informiert gewesen, beklagte sich Regierungschef Mladen Ivanić.

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