Länder wollen alleine bilden

Die Kultusministerkonferenz will die Reform nach Pisa allein schaffen. Weder ist ein nationaler Bildungsrat erwünscht, noch die Hilfe der Bundesregierung gern gesehen

BERLIN taz ■ Trotz Pisa-Schock verteidigen die Kultusminister der Länder vehement ihre föderale Eigenständigkeit. Im Namen der gesamten Kultusministerkonferenz (KMK) lehnte die baden-württembergische Schulministerin Annette Schavan (CDU) den von Bildungsexperten und Bundestag geforderten nationalen Bildungsrat ebenso ab wie ein Sachverständigengremium. Sachverständige würden genügend beteiligt, sagte Schavan am Mittwochabend beim Jahrespresseabend der KMK.

Auch die Forderung, die Kooperation der Länder untereinander sowie mit dem Bund bei den anstehenden Bildungsreformen sofort zu verstärken, versucht die KMK abzubiegen. Der Austausch der Länder über Leistungsstandards „wird sich gewiss entwickeln“, sagte Schavan. Jürgen Zöllner (CSU), bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Weiterbildung, bot eine Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern an, „wenn sich Felder ergeben“.

Der von Experten geforderte nationale Bildungsbericht werde vermutlich im kommenden Jahr vorliegen, kündigte KMK-Präsidentin, Dagmar Schipanski (CDU), an. Anhand der Datensammlung soll die Leistung der Länder national wie auch international vergleichbar werden.

Schon Ende Juni wird der Kurzbericht zur Ergänzung der Bildungsstudie (Pisa-E) veröffentlicht. Eine ausführliche Fassung ist für November geplant. Das Max-Planck-Institut führte Tests mit rund 50.000 Fünfzehnjährigen durch. Die Ergebnisse von Pisa-E werden nach Bundesländern aufgeschlüsselt. Eine Instrumentalisierung der Ergebnisse im Wahlkampf fürchte sie nicht, sagte Schipanski, es sei Konsens der KMK, sich nicht durch parteipolitische Manöver „von der Sache ablenken zu lassen“.

Grundsätzlich ablehnend äußerten sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE). „Ein Medaillenspiegel hilft uns nicht weiter“, kritisierte der VBE-Bundesvorsitzende Ludwig Eckinger. GEW-Sprecher Steffen Welzel ergänzte: „Was ist gewonnen, wenn die Bayern im internationalen Vergleich auf Platz 15 landen?“ Welzel rechnet mit dem Versuch der Politik, die Vergleichszahlen der Länder als Munition im Wahlkampf zu nutzen.

Aus der Diskussion um das schlechte Abschneiden deutscher Schüler bei Pisa seien bereits zahlreiche Initiativen entstanden, lobte Schipanski ihre Kollegen. Neben der Weiterbildung der Lehrer und einer intensiveren Einbeziehung der Eltern steht auffällig oft die Förderung von Zuwandererkindern auf dem Programm. Die bayerische Staatsministerin Monika Hohlmeier (CSU) hatte eine einfache Erklärung: Das erste Problem sei doch, „dass wir den Kindern erst mal die deutsche Sprache lernen“ (sic!). NADIA LEIHS