Hickhack um Jugenhilfe

■ Es knirscht beim Anpassungskonzept

Eine Handvoll Jugendlicher sorgte am Freitag beim Jugendhilfeausschuss für Irritationen. „Ich soll meinen Ausbildungsabschluss in Power Point präsentieren, aber ich hab' gar keinen Computer. Was soll ich denn jetzt machen?“, so eine der Fragen, mit denen die Heranwachsenden für die wohnortnahe Versorgung mit Jugendfreizeitheimen demonstrieren wollten. Im besonderen ging es den Jugendlichen um das Freizeitheim in der Friesenstraße im Stadtteil Steintor, das zur Zeit mit nur einer Stelle besetzt ist. Viele Stadtteile müssen in Folge des politisch beschlossenen „Anpassungskonzeptes“ Einrichtungen abspecken oder sogar schließen. Auf seiner Freitagssitzung nahm der Ausschuss die Auswirkungen des Anpassungskonzeptes für das Jahr 2002 zur Kenntnis. Dieses Konzept sieht zwar keine Kürzung bei den Mitteln für Jugendliche vor, allerdings wurde der Bedarf für die einzelnen Stadtteile mit Hilfe von Sozialindikatoren sehr genau geprüft. Im Ergebnis müssen verhältnismäßig gut ausgestattete Stadtteil Geld abgeben, zur Zeit unterversorgte Gebiete kriegen dafür mehr. Auch wenn alle Beteiligten diese Ausrichtung im Prinzip begrüßen, so kommt es doch bei der Ausführung immer wieder zu Konflikten. In Woltmershausen müssen wahrscheinlich zwei von drei Einrichtungen schließen. Renate Möbius (SPD) hielt das im Ausschuss für eine unzumutbare Härte, zumal in diesem Stadtteil viele Russlanddeutsche leben, die bei den Sozialindikatoren nicht hinreichend berücksichtigt wurden. Ein anderes Problem hat die Buchtstraße. Dort wurde ein Beratungsangebot zusammengestrichen, das laut Leiterin Dörte Richter für die ganze Stadt Dienste leis-tet und insofern zentral, nicht aus dem Stadtteilbudget, bezahlt werden müsste.

Die freien Träger der Jugendarbeit befürchten außerdem, dass die kommunalen Jugendfreizeitheime bei der Verteilung der Mittel einen Heimvorteil genießen und etwa bei Mieten und Betriebskosten großzügiger als die Freien bedacht werden. Die Freien fühlen sich nach einer Umfrage des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes „nachrangig“ behandelt, so Uli Barde, Leiter des Sportgartens. Nach der im Anpassungskonzept vorgesehenen Budgetierung sind die Mittel zwischen öffentlichen und freien Trägern verschiebbar – haushalterisch eine geradezu revolutionäre Maßnahme. Der Sportgarten profitiert für dieses Jahr davon; bekommt die 20.000 Mark, die durch die seit Monaten nicht besetzte Stelle in der „Friese“ frei wurden. Langfristig muss aber im Bereich Mitte/Östliche Vorstadt gespart werden, so dass das Problem konkurrierender Einrichtungen nur aufgeschoben wurde. hey