Wiener Blut macht schnell und gut

Die Doping-Vorwürfe gegen Österreichs Skilangläufer sorgen weiterhin für Wirbel. Aberkennung der Medaillen droht

WIEN dpa ■ Die österreichischen Ski-Langläufer und ihr nationaler Verband ÖSV haben die gegen sie erhobenen Dopingvorwürfe strikt zurückgewiesen. „Die Verdächtigungen werden sich in Luft auflösen. Die DNA-Analyse wird unsere Unschuld beweisen“, versicherte der Rennsportdirektor für Österreichs Langläufer, Walter Mayer, am Sonntag. Doch er formulierte auch Selbstkritik: „Ich hätte das nicht tun dürfen, weil ich kein Mediziner bin.“

Er reagierte damit auf den Wirbel, den der Fund von Geräten für Bluttransfusionen im Olympia-Quartier der österreichischen Langläufer in Midway bei Soldier Hollow ausgelöst hatte. Fest steht inzwischen, dass einigen Sportlern Blut abgenommen wurde, um bestrahlt und dann wieder ihrem Körper zugeführt zu werden. Laut Medical Code des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ist dies eine unerlaubte Manipulation, die wie ein Doping-Vergehen geahndet wird.

Am Wochenende sind die Vorwürfe noch schärfer geworden. Der Chef der Welt-Antidoping-Agentur (Wada), Richard Pound, wird in Österreich mit den Worten zitiert: „Etwas leugnen zu wollen, ist absoluter Blödsinn.“ Pound „bläst zum Halali auf unsere Skilangläufer“, empörte sich am Sonntag die Kronenzeitung. „Die Hetzjagd auf unsere Skilangläufer ist offiziell eröffnet.“

„Für mich hat das mit Doping nichts zu tun“, behauptet derweil Mayer. „Blutdoping macht ja erst ab einem Dreiviertelliter Sinn.“ Doch da beginnen schon die Widersprüche. Den Sportlern sei nach der Methode des Freilassinger Naturheilers Alfred Wolk bis zu 100 Milliliter Blut abgezapft worden, behauptet Mayer. Nach 20-minütiger Behandlung mit UV-Strahlen und Ozon sei dieses Blut dann wieder injiziert worden. Die Blutmenge habe bis zu 150 Milliliter betragen, sagt Mayer dagegen an anderer Stelle. Nachdem in den vergangenen Jahren immer wieder Sportler bei Wettkämpfen an Grippe erkrankt seien, habe man sich zu dieser Maßnahme entschlossen, heißt es aus dem Betreuerstab. Diese Methode werde bereits seit 1983 angewandt, wird aber Mayer zitiert.

Doch die Doping-Regeln besagen, dass die Entnahme und Behandlung von Blut verboten ist. Medien zitieren den Medizinischen Direktor des IOC, Patrick Schamasch, mit den Worten: „Jede Art von Blutmanipulation fällt unter die Definition Doping.“ Sollte sich der Verdacht unerlaubter Manipulation bestätigen, droht dem Verband die Aberkennung der von Christian Hoffmann (Silber) und Michail Botwinow (Bronze) im 30-km-Massenstart gewonnenen Medaillen und die nachträgliche Disqualifikation.