: Auf's Timbre geschneidert
■ „Italienische Festmusik“ entsteht ungewöhnlich
In der Geschichte der Musik war es schon immer so, dass bestimmte InterpretInnen entscheidend KomponistInnen beeinflusst haben: Ein bestimmtes Timbre, eine bestimmte Technik, eine bestimmte Klangfarbe, eine bestimmte Besetzung veranlassten häufig die „Geburt“ von Werken. So hat Claudio Monteverdi die Partie der Eurydike für die Stimme seiner Frau geschrieben, so hat Mozart die Konstanze für seine spätere Schwägerin Aloysia Weber komponiert, so hat er sich vom Klarinettisten Anton Stadler so anregen lassen, dass unsterbliche Klarinettenwerke entstanden: Das Klarinettenquintett, das Klarinettentrio und das Klarinettenkonzert. Mehr noch Johannes Brahms, ebenfalls von einem Klarinettisten Richard Mühlfeld: Das Klarinettentrio, das Klarinettenquintett und zwei Klarinettensonaten sind die Ernte. Generell kann man sagen, dass es bis heute in der ganzen Geschichte kaum Werke gibt, bei denen den Komponisten die Interpreten der Uraufführung nicht bekannt waren.
Pikant wird's aber da, wo aufgrund der Vorlieben der Fürsten bis dahin unbekannte Besetzungen entstanden. Ferrara und Mantua im 16. Jahrhundert: Wir finden ein blühendes Musikleben, kaum ein namhafter Komponist, der nicht dort Station machte oder sich gar länger aufhielt. Der Anlass war die hochartifizielle Gesangskunst von drei Damen am Hof von Ferrara, die so schön gesungen haben müssen, dass eine Fülle von „Concerti delle Donne“ entstand.
Ihre Konzerte wurden legendär, da sie geheim stattfanden. Sie trugen maßgeblich zur Entwicklung des fünfstimmigen Madrigals bei, in dem alle fünf Stimmen individuell geprägt sind. Eine Fülle von Madrigalen aus diesem Repertoire bietet „Weser-Renaissance“ in seinem vierten Konzert der Reihe „Italienische Festmusik“, wobei es auch wieder viele Funde geben wird. Vieles wird nach Jahrhunderten zum ersten Mal wieder zu hören sein. usl
Am Donnerstag, 7.3.02 um 20 Uhr im Rathaus.
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