VON TELEKOM BIS DAIMLER-BENZ: WENN MANAGER DÜRFEN, WIE SIE WOLLEN
: Gegen Größenwahn hilft nur die Haftung

Wenn es eine Pisa-Studie über die Bildung von Managern gäbe, würde Telekom-Chef Ron Sommer schlecht abschneiden. Der Verlust der Firma von mindestens 3,5 Milliarden Euro im Jahr 2001 ist das neueste Beispiel für unzureichende Fähigkeiten in deutschen Vorstandsetagen.

Vor Jahren versprach Sommer hohe Gewinne, gab jedoch so viel Geld aus, dass Verluste unausweichlich sind. Die beiden schlimmsten Fälle: Die US-Mobilfunkfirma Voicestream kostete absurd hohe 50 Milliarden Dollar. Und bei der Versteigerung der neuen UMTS-Handylizenzen trieb die Telekom den Preis derart in die Höhe, dass auch sie selbst rund 8 Milliarden Euro zahlen musste.

Das hat mit New Economy und schlechter Konjunktur nur wenig zu tun, viel jedoch mit Größenwahn und Blindheit. Jeder Schüler würde auf eine Ehrenrunde geschickt, jeder Lehrling entlassen, wenn er längere Zeit so unterm Schnitt bliebe wie dieser Telekom-Vorstand. Nachschulung für Spitzenmanager sollte kein Tabu mehr sein.

Die Bildungsmisere hat im Wesentlichen zwei Ursachen: Vorstände wie Ron Sommer, DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp – der ähnliches Geschick an den Tag legt – oder auch Leo Kirch, der eben nicht nur sein Vermögen vernichtete, sondern auch das Geld bayerischer Steuerzahler, haben nichts zu befürchten. Weder drohen ihnen die Kontrolle ihres verhätschelten Aufsichtsrats oder Druck von den Banken noch juristische Maßnahmen. Auch wenn sie Milliardenschäden anrichten, machen sie weiter; und werden sie dennoch gefeuert, fangen sie woanders einfach wieder an – Alt-BMW-Chef Bernd Pischetsrieder, der nach dem Einkauf der britischen Autofirma Rover hinsichtlich der Verluste mit Sommer und Schrempp durchaus mithalten konnte, avancierte zum neuen VW-Boss.

Für eine Lösung des Problems kann nur die Politik sorgen: Vorstände müssen per Gesetz viel stärker in die persönliche Haftung genommen werden. Denn ihre roten Zahlen bedeuten nicht nur Verluste für Aktionäre, sondern auch Einbußen für die Gesellschaft. Schließlich zahlen Konzerne, die Verluste machen, nicht mal Steuern. HANNES KOCH