Telekom mit erstem Jahresverlust

Der Konzern verzeichnet ein Milliardenminus im Jahr 2001, nicht zuletzt, weil der Kredit für die UMTS-Lizenz so teuer ist. Dabei steigt die Zahl der Kunden – vor allem beim Mobilfunk. Verlustbeteiligung in den USA. Immerhin sinkt der Umweltverbrauch

von REINER METZGER

Die Deutsche Telekom sieht sich auf dem richtigen Weg, erklärte ihr Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick gestern in einem Werbespot auf n-tv. Mehr konnte er nicht sagen, nachdem er kurz vorher den ersten Verlust der Konzerngeschichte vorgelegt hatte. Unterm Strich stand nach Steuern ein Minus von 3,5 Milliarden Euro – eigentlich sogar von 4,7 Milliarden Euro, wenn man einmalige Sonderverkäufe von Beteiligungen nicht berücksichtigt.

Weil im Ausland stetig Mobilfunkfirmen zugekauft werden, ging auch der Umsatz stark nach oben: Im Jahr 2001 stieg er um gut 18 Prozent auf 48,3 Milliarden Euro. Dabei ist erstmals vollständig die US-Beteiligung Voicestream mit eingerechnet. Voicestream wurde im Sommer 2000 per Aktientausch plus einige Milliarden Bonuszahlungen erworben. 22 Prozent ihrer Aktien musste die Telekom (und damit die Aktionäre, allen voran die Bundesregierung) für die US-Mobilfunkfirma weggeben. Insgesamt zu den damaligen hohen Aktienkursen eine Transaktion von etwa 50 Milliarden Dollar.

Voicestream machte 2001 bei einem Umsatz von 4 Milliarden Dollar 3 Milliarden Dollar Verlust. Mit günstigen Angeboten gewann das Unternehmen aber immerhin gut 2 Millionen neue Kunden. Inzwischen hat es etwa 7 Millionen Mobilkunden. Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) meinten gestern, diese Expansion sei teuer erkauft.

Insgesamt hatte die Deutsche Telekom zum Jahresende 56,9 Millionen Festnetzkunden unter Vertrag, Mobilfunkkunden weltweit 51,2 Millionen – Minderheitsbeteiligungen sind dabei anteilig einberechnet. Das Ganze wurde von 257.000 Angestellten gemanagt, 30.000 mehr als im Vorjahr. Ohne die neuen ausländischen Mobilfunktöchter wäre die Belegschaft allerdings um 4.000 geschrumpft. In Deutschland beschäftigte die Telekom zum Jahresende noch gut 178.000 Menschen.

Die Kosten für die Handy-Lizenzen der so genannten dritten Generation, die UMTS-Lizenzen, werden den Konzern noch Jahre belasten. Im August 2000 hatte das Bundesfinanzministerium sechs Lizenzen für insgesamt rund 51 Milliarden Euro versteigert. Eine davon ging an die Telekom, die dafür einen Kredit aufnehmen musste. Die Kosten will sie über 20 Jahre abschreiben, in diesem Jahr 700 Millionen Euro. Dazu kamen Zinszahlungen von 1 Milliarde für den Kredit.

Trotz des Minus in der Bilanz konnten die Schulden leicht von 65,2 auf 62,1 Milliarden Euro abgebaut werden – hauptsächlich wegen zwei Sondereinnahmen: 1,4 Milliarden Euro Steuerersparnis, weil die Beteiligung an der US-Gesellschaft Sprint weniger gebracht hatte als gedacht. Und 1,4 Milliarden, weil die Telekom kurz vor Bilanzschluss noch schnell Beträge aus ausstehenden Rechnungen an Inkassounternehmen verkaufte.

Am Schluss eine gute Nachricht: der erste Nachhaltigkeitsbericht des Konzerns, vorgelegt am Montag. Von 1996 bis 2000 fiel der Energieverbrauch um 15 Prozent, der Schadstoffausstoß der Fahrzeugflotte um 25 und die Abfallmenge zur Beseitigung um 21 Prozent. Immerhin.

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