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■ MonetaJa, wenn, wenn

„Wenn ich das Geld auf dem Sparbuch gelassen hätte...“, hört man so manche frisch gebackene und enttäuschte Börsianerin reden „...dann wäre mir viel Erspartes geblieben“. Ja, wenn sie die letzten zwei Jahre Revue passieren lassen. Erstens aber waren Frau Hätte und Herr Wäre an der Börse schon immer die reichsten Leute. Und zweitens haben sie immer noch nicht verstanden, dass ein Zwei-Jahres-Zeitraum an der Börse nicht wirklich zählt. Wenn sie es verstanden hätten, wäre ihnen der Sparbuchvergleich peinlich. Denn selbst im Fünf-Jahres-Vergleich übertrafen Aktienfonds andere Anlageformen um Längen.

Aber wenn sie es nun in den nächsten drei Jahren nicht aufholen? Hätten wir dann nicht doch besser die Finger davon gelassen? Ja, wenn... Wenn wir es wüssten, würden wir alle schon lange keine andere Anlageform mehr gewählt haben als Aktienfonds! Und wäre das nicht so, würde die Börse nicht funktionieren. Und wenn wir das endlich verinnerlichen würden, könnten wir auch gelassener mit der Situation umgehen. Wir wüssten dann, dass dieses Auf und Ab der Preis für die langfristig höhere Performance ist. Wenn unsere Erbtanten ihr Geld nicht auf die Banken gebracht, sondern auf die Banken gesetzt hätten (z.B. in Form von Aktien der Deutschen Bank), dann hätten wir heute weniger Geldsorgen (bzw. müssten uns um noch mehr Geld sorgen).

Ja, wenn Hamburg nicht so gewählt hätte, dann hätten wir eine andere Frauenpolitik. Wenn Amerika nicht so gewählt hätte, dann hätten wir eine andere Nahost-Politik. Wenn ich meinen Vortrag vom 13. Februar nicht am 13. März notiert hätte, dann hätten nicht 200 Leute vergeblich auf mich gewartet. Dann hätte meine Tochter aber auch nicht am 13. Februar mit mir in der Badewanne gelegen und mich gefragt: „Mama, warum sagt Opa Mosi eigentlich immer: Wenn meine Tante Düldül gehabt hätte, dann wär' meine Onkel gewesen?“

Susanne Kazemieh

Die Kolumnistin ist Finanzmaklerin und Gründerin der FrauenFinanzGruppe, Grindelallee 176, 20144 HH, Tel.: 4142 6667, Fax: 4607 3337

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