Nachgefragt
: „Kulturhauptstadt“ – was soll das bringen?

■ Interview mit Dramaturg Uli Fuchs

taz: Ist Bremen nicht ein wenig klein für eine „Kulturhauptstadt Europas“?

Uli Fuchs, Dramaturg am Bremer Theater: Brügge, zur Zeit Kulturhauptstadt, hat 180.000 Einwohner.

Was bedeutet denn das konkret, Kulturhauptstadt?

Die Städte können die vorhandene Kulturszene präsentieren und ein Jahr lang damit touristisch auf sich aufmerksam machen. Aber das würde für eine Bewerbung nicht ausreichen. Man muss ein Konzept haben, etwas nachhaltig Neues zu schaffen. Für Bremen könnte das bedeuten, die Partnerschaften mit Danzig und Riga wiederzu beleben .

Die Berliner Philharmoniker und andere in dem Jahr durchreisen zu lassen, wäre nicht hinreichend?

Auf keinen Fall. Das ist nicht das Konzept von „Kulturhauptstadt“. Kassel ist eine kleine Stadt, kann aber durch die Dokumenta auf sich aufmerksam machen. So etwas müsste Bremen entwickeln. Zum Beispiel ein Begegnungszentrum europäischer Künstler in der Kombination von klassischer Kunst und moderner Medientechnologie, das 2010 eröffnet wird und weiter besteht.

Böse wollte das Thema schon im Januar in den Senat bringen. Klemmt es beim Geld?

Bevor der Senat etwas beschließen kann, muss das Konzept stimmig sein. Daran sitzt derzeit eine Arbeitsgruppe mit dem Kultursenator. Noch vor der Sommerpause soll der Senat damit befasst werden.

Wann wird dann über die Bewerbungen entschieden?

Die Bundesregierung sucht im Jahre 2004 unter den Bewerbungen eine aus. Vor allem das Ruhrgebiet als Region wird ein starker Mitbewerber sein.

Wenn Bremen gewinnt, kostet das viele Millionen Euro.

Die Schätzungen, welches Budget nötig ist, belaufen sich auf 20 Millionen Euro.

In Bremen werden alle „regionalwirtschaftlich rentablen Maßnahmen“ kredit finanziert.

Das könnte ich mir vorstellen.

Aber 2010 ist Bremen pleite.

Ich hoffe nicht. Die Investitionen in eine Kulturhauptstadt 2010 sind auf jeden Fall lohnendere als die in ein Musical, das sich innerhalb von zwei Jahren beerdigt hat. Eine der am meisten verschuldeten Städte Frankreichs ist Avignon. Also Bremen sehr vergleichbar. Avignon hat einen unglaublichen Schub erhalten durch das, was im Jahre 2000 geschaffen worden ist. Fragen: K.W.