USA verstärken „Operation Anakonda“

US-Luftwaffe wirft mehr Bomben auf Gebirgsregion in Ostafghanistan. Militär hat al-Qaida unterschätzt

GARDES/WASHINGTON ap/rtr/afp ■ Die US-Luftwaffe hat gestern ihre Angriffe im ostafghanischen Bergland verstärkt, wo sich versprengte Kämpfer verschanzt halten soll. Allein am Mittwoch hätten die Alliierten 100 Taliban- und Al-Qaida-Kämpfer getötet, sagte US-Major Bryan Hilfery. Am Boden seien die Soldaten dabei, Gebirgskämme und Höhlen zu sichern. In Stellungen der Kämpfer seien Munition für Sturmgewehre, Nachtsichtgeräte, Medikamente und Dokumente gefunden worden.

General Tommy Franks, der US-Befehlshaber des Afghanistan-Einsatzes, sagte, die Zahl der US-Soldaten in der Region sei um rund 300 auf 1.100 Mann erhöht worden. Die rund 1.000 afghanischen Kämpfer an der Seite der Alliierten würden für den entscheidenden Angriff noch einmal um 5.000 Mann verstärkt. Die nächsten Tage werden Franks Einschätzung zufolge noch einmal sehr gefährlich für seine Truppen. Die USA haben in der „Operation Anakonda“ ihre bislang schwersten Verluste seit Beginn des Krieges erlitten. Sieben Soldaten wurden beim Beschuss ihrer Hubschrauber getötet, einer fiel am Montag.

Die US-Armee hat die Zahl der im Gebirge nahe der pakistanischen Grenze verschanzten Al-Qaida-Kämpfer vor Beginn ihrer Bodenoffensive unterschätzt. Anfangs sei man von 150 bis 200 Kämpfern ausgegangen, sagte der Kommandeur der „Operation Anakonda“, Generalmajor Frank Hagenbeck. Inzwischen werde die Zahl auf 600 bis 700 geschätzt. Aus Washington hieß es, der US-Geheimdienst beobachte Versuche von Al-Qaida-Zellen in Pakistan, sich für Angriffe auf westliche Ziele neu zu formieren. Zuvor hatte die New York Times berichtet, Anzeichen für eine Neuformierung der al-Qaida in Pakistan seien aus abgefangenen E-Mails und anderem Internetverkehr zu erkennen.

Einen Tag nach dem Tod von zwei deutschen und drei dänischen Soldaten in Kabul kam es gestern zu einem weiteren Unglück. Drei afghanische Soldaten lösten in einem Munitionsdepot nahe des US-Stützpunkts Kandahar einen Brand aus und kamen im Feuer ums Leben.

Auf dem Marktplatz der ostafghanischen Stadt Khost wurde in der Nacht zu Donnerstag ein Sprengstoffanschlag verübt. Die Bombe, die vor einem Reparaturbetrieb explodierte, zerstörte vier Geschäfte. Menschen wurden nicht verletzt.

Ohne deutliche Verstärkung der internationalen Schutztruppe droht Afghanistan nach Ansicht von UN-Generalsekretär Kofi Annan wieder ins Chaos abzugleiten. Die internationale Gemeinschaft dürfe sich nicht von Afghanistan abwenden, wie sie es 1979 nach dem Rückzug der sowjetischen Armee getan habe, warnte er. Um der Gefahr neuer Terroranschläge vorzubeugen, müsse das ganze Land und nicht nur Kabul gesichert werden.

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