Schlauchboot im Keller

Viele Hamburger Keller sind zu nah am Wasser gebaut. Wenn es viel regnet laufen sie voll. Vorsorge ist möglich, Nachsorge teuer  ■ Von Gernot Knödler

Gesegnet ist, wer so niedliche Kinder hat wie Kollegin K. Läuft ihr der Keller voll, amüsieren sich die Kurzen damit, Wasser zu schöpfen. Fragt sich bloß, wie lange dieses Spiel den Reiz behält, denn Kollegin K. muss damit rechnen, dass ihr der Keller in diesem Frühjahr noch einige Male voll laufen wird.

„Die Höchststände erreichen wir meist erst im April/ Mai“, sagt Wolfgang Meier vom Fachamt Gewässerschutz der Umweltbehörde. Doch bereits diesen Februar rauschten und rieselten mit 133 Millimetern dreimal soviele Niederschläge vom Himmel wie im langjährigen Mittel von 41 Millimetern. Der Feuerwehr wurden 52 voll gelaufene Keller gemeldet. Und den verregneten September haben wir auch noch bestens in Erinnerung: 180 statt der üblichen 70 Millimeter.

Weil das Wasser jetzt schon so hoch steht, tun die Bewohner feuchter Häuser gut daran, sich mit Gummistiefeln einzudecken oder im Untergeschoss ein Schlauchboot auf die Reede zu legen. „Wir gehen davon aus, dass sich das Problem noch verschärfen kann“, sagt der Grundwasserfachmann.

Schwierigkeiten haben vor allem die Bewohner der Marsch, weil dort das Grundwasser bis auf weniger als zwei Meter an die Erdoberfläche heranreicht. „Die Bauern sagen: ,Da het wir noch nie gebaut'“, berichtet Meier. Die alten Bauernhäuser dort stünden daher auf Warften und hätten keine Keller.

Bei Neubauten dagegen ist Meier zufolge oft nicht sorgfältig genug auf den Grundwasserstand geachtet worden. So sei für eine Siedlung in Neuwiedenthal Mitte der 70er Jahre zwar das Grundwasser sondiert worden – allerdings im Sommer. Eine einfache Nachfrage im Amt für Gewässerschutz hätte ergeben, dass der Wasserspiegel in den regenreichen Monaten hier oft viel höher liegt.

Wer in einem Gebiet bauen will, wo der Grundwasserspiegel über die Kellersohle steigen kann, dem bleibt nichts anderes übrig, als den Keller abzudichten. Eine Broschüre der Umweltbehörde „Bauen im Grundwasser“ gibt Auskunft über die verschiedenen Möglichkeiten, die es hierfür gibt, auch für eine nachträgliche Sanierung. Nachträgliches Abdichten ist allerdings sehr kostspielig. Meier rechnet für ein Einfamilienhaus mit 20.000 bis 25.000 Euro.

Nicht viel besser haben es Leute, deren Haus in einer Wanne aus wasserundurchlässigem Lehm oder Geschiebemergel sitzt. Wenn es viel regnet läuft die Wanne voll und das Wasser dringt durch poröse Kellerwände. Immerhin gibt es in solchen Fällen eine Alternative zum Abdichten: das Legen von Drainage-Rohren, die jedoch gewartet werden wollen.

Ob das grundsätzliche Problem des vielen Regens in den kommenden Jahren zunimmt und schlimmer werden wird, darüber traut sich Meier keine Prognose zu. Wohl habe es in den vergangenen Jahren eine Häufung solcher Perioden gegeben. Doch bereits in den 70er Jahren sei es zu Höchststände gekommen, die über denen der 90er Jahre lagen.

Die Broschüre gibt es im Internet unter www.hamburg.de/Behoerden/Umweltbehoerde/umwelt/wasser/grundwasser.htm “gr undwasserüberwachung, telefonisch unter 428 45-3038 oder bei der Behörde für Umwelt und Gesundheit, Fachamt Gewässerschutz, Billstr. 84, 20 539 Hamburg.