Rezession in den USA bald zu Ende

Während sich die Wirtschaft erholt, einigt sich der US-Kongress auf ein verspätetes Konjunkturpaket: Die Unternehmen erhalten rund 80 Prozent der Zuwendungen, die Arbeitslosen den Rest. Japan sinkt tiefer in die Depression

BERLIN taz ■ Licht und Schatten in der Weltwirtschaft: Während die US-Ökonomie nach Ansicht von Notenbank-Präsident Alan Greenspan allmählich aus der Rezession herauskommt, sinkt Japan immer tiefer in sie hinein. Im Jahr 2001 schrumpfte dort die Wirtschaftsleistung – das Bruttoinlandsprodukt – um 4,5 Prozent. Der Ausstoß der Industrie ging gar um 15 Prozent zurück.

Nach einer Analyse der Investmentbank Credit Suisse First Boston ist die japanische Depression in mancher Hinsicht tiefer als der Einbruch von 1929 in den USA, der die Weltwirtschaftskrise auslöste. Während die US-Ökonomie 8 Jahre nach dem Schwarzen Freitag ihre ursprüngliche Leistung wieder erreicht hatte, liegt Japan 13 Jahre nach Beginn der Krise (1989) immer noch unter dem einst erreichten Niveau. Zudem wird sich die öffentliche Verschuldung in dem Pazifikstaat bis kommendes Jahr auf rund 70 Prozent des Bruttosozialprodukts erhöhen. Der vergleichbare Wert in den USA betrug während der Dreißigerjahre nur 40 Prozent. Vom Grad der Verschuldung ist unter anderem abhängig, wie stark die Regierung zum Beispiel mit Konjunkturprogrammen gegen die Krise intervenieren kann.

Währenddessen erläuterte Fed-Präsident Greenspan, dass „die wirtschaftliche Expansion in den USA bereits auf gutem Wege“ sei. Wenn das stimmt, wäre die Rezession in der wichtigsten Nationalökonomie der Welt nach einem Jahr zu Ende. Nachdem die Aktienblase der New Economy im März 2000 geplatzt war, hatten viele Unternehmen ihre Prognosen fortwährend nach unten korrigiert. Nun scheint es zumindest teilweise wieder aufwärts zu gehen: Die Produktivität stieg im vierten Quartal 2001 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 5,2 Prozent an, wie Greenspan sagt. Und auch die Auftragseingänge der Industrie nehmen zu.

Obwohl der richtige Zeitpunkt angesichts der Erholung nun verpasst ist, haben sich das US-Repräsentantenhaus und der Senat auf das lange umstrittene Paket zur Ankurbelung der Konjunktur geeinigt. Nach den Anschlägen des 11. September hatte Präsident George Bush ein 100-Milliarden-Dollar-Programm angekündigt, das seitdem aber in der Auseinandersetzung zwischen Bushs Republikanern und den Demokraten hängen geblieben war. Diese verfügen über die Mehrheit der Stimmen im Senat und konnten das Gesetz blockieren, obwohl das Repräsentantenhaus ihm mit republikanischer Mehrheit zugestimmt hatte.

Die Konjunkturspritze enthält nun rund 51 Milliarden Dollar. 42 Milliarden davon kommen den Unternehmen zugute. Sie erhalten verbesserte Möglichkeiten zur Abschreibung von Investitionen von der Steuer.

Die Erleichterung für die Wirtschaft fällt damit fast fünfmal so hoch aus wie die zusätzlichen Ausgaben für die Arbeitslosen. Die erhalten insgesamt rund 9 Milliarden Dollar, weil der Staat länger Arbeitslosenunterstützung zahlen will.

HANNES KOCH