Ausgang für Arafat

Palästinenserpräsident darf sich in Autonomiegebieten wieder frei bewegen. Israelische Militäroperationen und Verhaftungen dauern an

JERUSALEM taz/dpa ■ Israel hat die Reisebeschränkungen für Palästinenserpräsident Jassir Arafat weitgehend aufgehoben, nachdem der letzte der fünf Mittäter am Mord an Tourismusminister Rechawam Seewi verhaftet wurde. Israels Ministerpräsident Ariel Scharon gab gestern bekannt, dass die vor drei Monaten verhängten Beschränkungen aufgehoben seien. Allerdings darf er sich zunächst nur im Westjordanland und im Gaza-Streifen frei bewegen. Für Reisen ins Ausland benötigt der Palästinenserführer, der wochenlang in Ramallah praktisch unter Hausarrest stand, jedoch weiterhin eine israelische Genehmigung. Außenminister Schimon Peres deutete gestern aber an, dass Arafat vermutlich doch zum arabischen Gipfel Ende März in Beirut reisen könne.

Trotz Scharons moderatem Kurs gegenüber Arafat gehen Militäroperationen und Massenverhaftungen in den Palästinensergebieten unvermindert weiter. In der Stadt Kalkilia wurden gestern hunderte Palästinenser mit Plastikfesseln an den Händen und verbundenen Augen festgenommen. Alle Jugendlichen und Männer zwischen 13 und 45 Jahren waren aufgerufen, sich den Soldaten zu stellen, die im westlichen Teil der Stadt rund zwei Kilometer tief eindrangen und in den Häusern Razzien vornahmen. Strom und Wasser waren kurz vor der Invasion der Panzer abgestellt worden. Bei Militäroperationen in verschiedenen Flüchtlingslagern im Westjordanland und im Gaza-Streifen kamen sechs Palästinenser ums Leben. Massenverhaftungen fanden auch in Dahaische, unweit Bethlehems, statt, nachdem die Armee in der Nacht die Kontrolle in dem Lager übernommen hatte. Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser kündigte die Freilassung der Palästinenser an, sobald überprüft worden ist, ob sich unter ihnen von Israel als Terroristen gesuchte Männer befinden. SUSANNE KNAUL