Elite statt Pudding

■ Internationale Frauen-Uni in Deutschland ist kurz vor dem Start

Sie begann als Expo-Pilotprojekt, jetzt soll sie zur Dauereinrichtung werden. Die „Internationale Frauen-Universität“ (ifu) lockte einst 900 Studentinnen aus mehr als 100 Ländern nach Norddeutschland. „Im Herbst schreiben wir die ersten Studienplätze weltweit aus“, kündigt ifu-Präsidentin Ayla Neusel an.

Die 66-jährige Kasseler Ingeni-eurin und Professorin für Hochschulforschung im Ruhestand hat in ihrem Büro in Hannover in den vergangenen zwei Jahren präzise geplant: Der einjährige Studiengang ist als Aufbaustudium in englischer Sprache mit einem Master-Abschluss konzipiert. Auf 120 Plätze können sich Frauen mit abgeschlossenem Studium und nach Möglichkeit Berufserfahrung bewerben. Die Uni soll als Netzwerk an verschiedenen Standorten entstehen. Im Gespräch sind Berlin, Bremen, Hamburg, Hannover und Münster.

Eine Voll-Universität zu gründen, war nie vorgesehen: „Dann wären wir wieder ganz eng in das deutsche Hochschul-Korsett gezwungen worden und hätten kaum etwas Außergewöhnliches machen können“, erläutert Neusel. In vier Fachbereichen soll der Nachwuchs interdisziplinär und unter geschlechtsspezifischen Ansätzen forschen: „Information“ und „Wasser“, dazu der „Körper“ mit den Aspekten Gesundheit und Gesellschaft sowie Migration, Arbeit und Stadt unter dem Dach „Globalisierung und Entwicklung“.

Neusel und eine Handvoll Kolleginnen verfolgen schon seit 15 Jahren die Idee einer Frauen-Universität: „Die Expo war das Vehikel, um endlich anzufangen“, sagt Neusel. Die Akademikerinnen wollten von Anfang an Maßstäbe für das dritte Jahrtausend setzen. Das von Kollegen zunächst als „Pudding-Hochschule“ verspottete Projekt entwickelte sich im Sommer 2000 schnell zu einer Art „Elite-Universität“.

Das soll sie auch bleiben: „Wir wollen die weltweite Elite unter den Frauen exzellent ausbilden“, sagt Neusel. Doch es geht nicht nur um Können, es geht auch um Selbstvertrauen. Und um die Fähigkeit, Netzwerke zu knüpfen. „Frauen studieren zwar zunehmend alle Fächer, aber danach kommen sie in ihrer Laufbahn nicht weiter“, betont Neusel. Die 300 internationalen Dozentinnen der Expo-Uni setzten hier neue Maßstäbe. Sie knüpften für ihre Studentinnen Verbindungen zu Managerinnen und Frauen in anderen Leitungspositionen. Durch die Internetseite www.vifu.de sind alle Absolventinnen bis heute miteinander verbunden.

Der Gedanke einer weiblichen Elite soll nicht vom Geld abhängen. Während der Expo erhielten knapp 80 Prozent der Studentinnen ein Stipendium. Das werden auch in Zukunft viele Bewerberinnen, besonders aus der Dritten Welt und aus Osteuropa, brauchen. „Die Finanzierung ist das Hauptproblem. Aber wir arbeiten daran“, sagt Neusel optimistisch. Verschiedene Universitäten hätten sich schon bereit erklärt, Räume und Personal zur Verfügung zu stellen.

Ulrike Millhahn, epd