Geldmangel: „illbruck“ streicht die Segel

■ America's Cup ausgeträumt: Hochseeyacht in Vegesack bleibt erstmal auf dem Trockenen

Aus Geldmangel ist der große Traum der deutschen Segler von der America's-Cup-Premiere geplatzt. Sechseinhalb Monate vor dem Start des Hochsee-Klassikers hat das Syndikat „illbruck challenge“ aus Finanznot die Segel gestrichen.

Während die grün-weiße Rennyacht des Kunststoffproduzenten beim Volvo-Ocean-Race auf den Weltmeeren noch für Furore sorgt, beendete Firmenchef Michael Illbruck kleinlaut das im November 2000 großspurig angekündigte Engagement in Neuseeland. Es sei nicht gelungen, ausreichend Sponsoren zur Finanzierung der Kampagne zu finden, erklärte der seit kurzem in München lebende Leverkusener.

Vorausgegangen war eine verzweifelte Suche des 42-Jährigen Hochseeseglers nach Geldgebern. „Wir brauchen noch Partner aus der Wirtschaft, um im Kampf um die älteste Sporttrophäe der Welt auch wirklich an den Start gehen zu können“, hatte Illbruck die deutsche Wirtschaft zuletzt immer wieder zu „Spenden“ aufgerufen. Ursprünglich allerdings hatte der Sohn der deutschen Hochseesegel-Legende Willi Illbruck das 18-Millionen-Euro-Budget für die America's-Cup-Teilnahme aus eigenen Mitteln finanzieren wollen.

Illbrucks Hightech-Yacht sollte als erstes deutsches Schiff in der 151-jährigen Geschichte des America's Cup auf Anhieb für Furore sorgen. Beim derzeit laufenden „Ocean Race“ zeigt das Syndikat bereits seine Qualitäten. Die für Top-Gagen aus allen Ländern angeworbene Crew führt nach vier von neun Etappen die Gesamtwertung überlegen an und soll am 9. Juni als Sieger im Zielhafen Kiel einlaufen. Geld ist bei diesem Unternehmen kein Problem.

„Es ist bedauerlich, dass es mit einer deutschen Kampagne wieder nicht geklappt hat“, stellte Tim Kröger, neben Olympiasieger Jochen Schümann der bekannteste deutsche Hochseesegler, fest. Nach dem Aus für die „illbruck“, die auf einer Werft in Bremen-Vegesack schon zur Hälfte fertig gebaut ist und bereits stolz der Öffentlichkeit präsentiert wurde, werden Kröger und Schümann wohl die einzigen deutschen Segler sein, die beim America's Cup 2002/2003 dabei sein werden. Kröger, früher ebenfalls an Bord der Leverkusener, hat nach seinem Rauswurf nun in Frankreich angeheuert. Schümann ist Sportdirektor bei den Schweizern.

Zwar versuchten seit 1983 drei deutsche Segelteams ernsthaft die Herausforderung America's Cup anzugehen, doch offiziell angemeldet – über den Düsseldorfer Yachtclub – hatte sich nur die „illbruck“. Erst vor wenigen Tagen wurde die letzte Rate des Meldegeldes in sechsstelliger Höhe bezahlt. Theoretisch könnte der Yachtclub deshalb auch ohne Illbruck um die Kanne kämpfen.

Volker Gundrum, dpa