schnittplatz
: Rommelromantik

Mein Obba, einst Landser, bekam immer feuchte Augen, wenn er von Generalfeldmarschall Erwin „Wüstenfuchs“ Rommel erzählte: „Ein feiner Kerl war das, der Anständigste von allen. Der wusste, wie man eine Truppe motiviert …“

Diesem feinen Kerl, dem Anständigsten von allen, widmete das ZDF am Dienstag einen verkappten Themenabend. Zunächst war’s Guido Knopp, der historikergewordene Kollateralschaden deutscher Geschichte, der uns um 20.15 Uhr noch einmal vom „Jahrhundertkrieg“ raunte. Wie das war mit dem tapferen Rommel und seinem glücklosen Afrika-Korps in Tunesien, in Libyen, in Ägypten, in Farbe. Dass die Deutschen bis Bagdad marschiert wären, wenn, ja wenn nur der Nachschub an Ersatzteilen, Sprit und frischem Kanonenfutter nicht irgendwann ausgeblieben wäre. Vor Knopps Kamera loben heute noch greise Briten den tollkühnen Deutschen. Greise Beduinen schwärmen, die Wehrmacht hätte sie damals vom Joch der Engländer befreit. Und deutsche Obbas memorieren gerührt, wie Rommel ihnen einst das Ritterkreuz verlieh: „Er war eener von uns, aber wir ham alle zu ihm aufjeblickt!“

Als Rommel in Knopps „Jahrhundertkrieg“ endlich geschlagen ward, schickte das ZDF das Politmagazin „Frontal 21“ hinterher – mit „neuen Enthüllungen über den legendären Feldmarschall“! Enthüllt wurde dann im Westen nichts Neues. Sondern nur der älteste aller Hüte, nämlich Rommels Hass auf „den Hitler“. Und, natürlich, was für ein Menschenfreund und Übersoldat er doch war.

Endlich folgt das „heute journal“. Das Thema lässt aufhorchen: ein Bericht des Wehrbeauftragten des Bundestages, darinnen Bundeswehrsoldaten „die Material- und Ersatzteillage“ beklagen. Hoppla! Janz jenau wie damals vor El Alamein! Zudem mangele es an „Menschenführung und Fürsorge“. Es fehle, so klagen die Soldaten, „oft ein ermunterndes Wort“. Nach anderthalb Stunden Rommelspargel im ZDF ist jetzt auch dem dümmsten Zuschauer wüstensonnenklar: Es fehlt ein Erwin Rommel. Und seine ermunternden Worte, ob Wehrmacht 1943, ob Bundeswehr 2002 – Worte, die jedwede Misere lindern helfen: „Solange wir unseren Kopf noch nicht unter dem Arm tragen, stehen die Dinge nicht zu schlecht.“ ARNO FRANK