Mit Schumi in die nächste Runde

Spiele von gestern in Java – bunter, schneller, und lauter. Mit neuer Technik und höheren Übertragungsraten wollen Handyhersteller und Netzbetreiber aus der aktuellen Flaute bei Absatz und Nutzung von Mobiltelefonen ausbrechen

von MICHAEL HEISE

Farbige Displays und satte Soundchips sollen auch auch der diesjährigen Cebit die Käufer anlocken, die bislang so sichtbar wenig Lust verspürt haben, noch mehr Geld für ein Handy der nächsten Generation auszugeben. Wozu bloß? Die Antwort der Industrie liegt buchstäblich auf der Hand: Neben Multimedia-Messaging (der Erweiterung der guten alten SMS um Bilder und Sounds) soll das mobilie Telefon zur Spielekonsole hochgerüstet werden.

Bislang allerdings sieht die mobile Gamelandschaft noch grau aus. Selbst bei D2 Vodafones Formel-1-Spiel (www.d2-load-a-game.de/D2/index.jsp), mit viel Marketingbudget und wohl nicht weniger Lizenzgebühren in das Rennen geschickt, kann man zwar mit Schumi auf 17 Strecken um den Weltmeistertitel fahren, das Ferrari-Rot aber sucht man vergebens. 2,53 Euro kostet der Download; wird er unterbrochen oder die Karte im Handy ausgetauscht, fallen beim nächsten Versuch wieder die gleichen Gebühren an. Ohnhin funktioniert das „Load a Game“-Prinzip nur auf wenigen ausgewählten Handys. Immerhin stehen dem Besitzer eines solchen Exemplars dann auch noch die Saurier aus „Jurassic Park III“ und einige weitere Spiele zur Verfügung.

Nokia dagegen zeigt in Hannover nicht nur seinen aktuellen Communicator 9210, sondern bietet im Club Nokia auch das bunte „Bounce“-Spiel zum kostenlosen Download an (www.club.nokia.com). Weiterhin kann man sich nur für bestehende Nokia-Spiele gegen eine Gebühr Erweiterungen auf sein Nokia-Handy laden.

Aber es kommt langsam doch mehr Bewegung auf die Displays. Vor allem i-Mode, der neue Dienst von E-Plus (www.eplus-imode.de), sollte Gamern einen Blick auf die Cebit wert sein – und dazu rund 3 Euro im Monat über zwei Jahre hinweg. Der Zusatzservice wird nämlich ebenso wie die Grundversorgung per 24-Monats-Vertrag abonniert. Dafür erhält der Nutzer Zugriff auf ein Service-Portal mit zahlreichen Partnern und kann auf seinem NEC n21i – dem bislang einzigen i-Mode-fähigen Handy – nicht nur 1.000 Zeichen lange i-Mails mit angehängter Melodie verschicken, sondern auch auf Moorhühner in 256 Farben und mit 16-stimmigem Sound schießen.

In Japan ist i-Mode seit längerem ein Renner: Mehr als 30 Millionen Handybenutzer surfen dort über i-Mode im Internet. Sollte dem Dienst in Deutschland auch nur ein annähernd vergleichbarer Erfolg beschieden sein, werden neben Sony Ericsson, die ein i-Mode-Gerät für den Herbst angekündigt haben, sicher auch noch andere Hersteller mit entsprechenden Geräten nachziehen. Konkurrent T-Mobile kontert mit den T-Zones, ebenfalls einem Onlineportal für mobile Dienste. Anders als E-Plus setzt die Telekom nicht auf Kooperationen mit japanischen Partnern, sondern auf T-Online. Dem mobilen Highscore-Jäger sollen Java-Spiele zum Download angeboten werden – wenn er über das Siemens-Handy SL42i verfügt.

Überhaupt scheint die neue Generation Java-fähiger Handys, die verschiedene Hersteller noch für dieses Jahr angekündigt haben, der größte Hoffnungsträger zu sein. So vermarktet Sony Ericsson sein Modell Z700 verheißungsvoll als „Spiele-Handy“ und bringt es im 3. Quartal 2002 mit „Men in Black“ und „Charlies’s Angels“ auf den Markt. Motorola hat sich mit der Spieleschmiede THQ zusammengetan – das Ergebnis sind fünf Spiele für Java-fähige Handys wie das von Motorola auf der Cebit präsentierte A820. Auch Sega, bei der Hardware glücklos, will demnächst Unterhaltsames in Java produzieren. Und greift dabei auf das naheliegendste zurück: eine softwaretechnische Reanimation des Game Gears, eines Gameboy-Konkurrenten der frühen Neunzigerjahre. Das mobile Gerät hatte auch damals schon ein Farbdisplay. Rund um den Sega-Helden „Sonic the Hedgehog“ rankt sich eine ganze Reihe von Spielen, bei denen Nostalgiefreunde endlich wieder das Feeling von einst bekommen – Revolution als Revival.