Karsai kriegt keine deutsche Führung

Berlin weist die militärischen Bitten des afghanischen Regierungschefs freundlich ab: Deutsche nicht Führungsmacht

BERLIN taz ■ Die x-fach beschworenen „traditionell guten Beziehungen“ zwischen Deutschland und Afghanistan haben dem Gast im militärischer Hinsicht nicht geholfen: Die Deutschen wollen nicht die Führung der internationalen Truppen in Afghanistan (Isaf) übernehmen. Sowohl Außenminister Joschka Fischer als auch Kanzler Gerhard Schröder schlugen die wiederholte Bitte des Chefs der afghanischen Übergangsregierung, Hamid Karsai, aus, Deutschland möge die „lead nation“ der Friedenstruppen am Hindukusch werden. Karsai ist bis heute Abend zu Gast in Deutschland.

Die Bundesregierung sei zu einer Verlängerung des Einsatzes bereit, wenn die Vereinten Nationen dies wünschten, sagte Schröder gestern nach einem Gespräch mit Karsai in Berlin. Allerdings wolle man sich weiterhin auf die Hauptstadt Kabul beschränken. Das Argument Karsais, dass sie dort bereits eine Führungsrolle hätten und diese dann doch gleich über das ganze Land ausweiten könnten, zog nicht: Dafür seien die Deutschen nicht gerüstet, erklärte Schröder.

Trösten konnte Schröder den Besuch nur damit, dass er mit ihm eine vertragliche Grundlage für die deutsche Wirtschaftshilfe schuf. Es sei ein „Memorandum of Understanding“ unterzeichnet worden, sagte Schröder. Es solle private Investoren staatlicherseits unterstützen. „Was im Bausektor schon begonnen hat, kann im Telekommunikationssektor fortgesetzt werden“, erklärte Schröder. UWI

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