Öko in Ecuador

Ökotourismus ist in Ecuador „in“ – aber oft ist es nicht mehr als Verpackung. Ein Fünftel des Landes ist formal Naturschutzgebiet. Aber die Betonung liegt zumeist nur auf dem Wort „formal“. Nicht einmal die Abholzung verhindert die Deklaration zum Naturschutzgebiet. 1996 wurden der Nebelwald um den Illinizavulkan in den Anden zum Naturschutzgebiet erklärt – seitdem hat die Rodung erst richtig begonnen.

Wo der Staat versagt, engagieren sich ökologisch bewusste Zeitgenossen. Aus Idealismus, aber auch wohl verstandenem Eigeninteresse: Wer Ökotourismus anbietet, hat ein natürliches Interesse daran, dass die Umwelt nicht zu Schanden geht. Das gilt auch für das ökotouristische Renommierprojekt des Landes: den Hotelkomplex Alandaluz, 250 Kilometer nördlich von Guayaquil an der Pazifikküste gelegen, in der Provinz Manabi, zwischen Ayampe und Puerto Rico.

Gebaut ist das Alandaluz vor allem aus Bambus und Palmwedeln – anders als Edelholz ein schnell nachwachsender Rohstoff. Dazu gehören ein traumschöner Sandstrand und hübsche, individuell gestaltete Cabañas. Das Wasser wird recycelt, der Müll getrennt. Und dazu zählt eine mehrere hundert Hektar große Farm. Vierzigtausend Bäume wurden gepflanzt, von dort kommen pestizidfrei angebaute Lebensmittel für die Hotelküche. Im nahe gelegenen Puerto Rico wurde gemeinsam mit der Dorfbevölkerung ein Müllrecyclinghof errichtet – in Lateinamerika ist das eine kleine Kulturrevolution.

Besondere Kennzeichen: die offene Empfangshalle mit beeindruckender Bambusdachkonstruktion – und ein Haus, das in einen Baum gebaut ist.

Kontakt: Alandaluz, Fon 005 93-4-27 80-1 84, E-Mail: alandalu@interactive.net.ec, www.alandaluz.com. Die Büroadresse in Quito lautet:Baquedano 330 y Reina Victoria,Fon 005 93-2-25 05-0 84

Ein ähnliches Konzept, nur kleiner, verfolgt das Black Sheep Inn, 3.200 Meter hoch in dem Dorf Chugchilan gelegen, zehn Kilometer entfernt von der Laguna Quilotoa, einem der schönsten Vulkanseen der Anden. Zwei US-Amerikaner betreiben das Hotel. Mülltrennung und Wasserrecycling sind obligatorisch, außerdem beteiligen sich die US-Gringos Michelle Kirby und Andrew Hammerman an den Angelegenheiten des Dorfes. Für die ansässigen Bauern hat man Kurse in „permaculture“, in nachhaltiger Landwirtschaft, organisiert. Auch die Gringos treibt Idealismus an: Andrew engagiert sich vor allem für den Schutz des Andennebelwaldes, eines Gebiets, das vor zwanzig Jahren fast unberührt war und in dem nun immer mehr abgeholzt wird.

Die Philosophie ähnelt der des Alandaluz: Ökotourismus muss in die Dorfcommunity integriert sein. Und: Ökotourismus schafft in den Dörfern Arbeitsplätze – mehrere Dutzend im Alandaluz, immerhin ein halbes Dutzend im Black Sheep Inn. Das zeigt, dass Ökotourismus kein Luxusartikel ist, das ein von Arbeitslosigkeit und Schulden gebeuteltes Dritte-Welt-Land nicht brauchen kann. Nur wenn bewiesen wird, dass Nachhaltigkeit Arbeitsplätze schafft, kann dieses Modell Schule machen.

Besondere Kennzeichen: Ökoplumpsklos mit wunderschönem Panoramablick auf die Hochanden (so wird nicht nur Wasser gespart, sondern auch Dünger produziert) – und Sonntags exzellente Pancakes.

Kontakt: The Black Sheep Inn, PO Box 05-01-240, Chugchilan, Cotopaxi, Ecuador, Fon 005 93-3-8 14-5 87, www.blacksheepinn.com

STEFAN REINECKE