Gute Laune mit Jazz

■ Gehört: Till Brönner und Band stellten in der Fabrik „Blue Eyed Soul“ vor

Till Brönner hat es mit 30 schon weit gebracht. Der Berliner, wohl bekanntester Jazzer der Republik, hat unter anderem mit Chaka Khan und Ray Brown zusammengearbeitet, mit Peter Herbolzheimer und zuletzt mit Hildegard Knef. Als einer von wenigen Nichtamerikanern hat er einen Vertrag beim US-Jazz-Label Verve. Sein dort gerade erschienenes Album Blue Eyed Soul präsentierte er jetzt in der Fabrik erstmals live.

Mit Hiphop-inspiriertem Material brachten Brönner und seine sechsköpfige Band den Saal unverzüglich zum Grooven, überall nickten Typen mit ihren Köpfen, es tanzten dagegen in den ersten Reihen – vor allem – Frauen. Sichtlich erfreut lauschten alle dem Wohlklang mal von Brönners Flügelhorn, mal seiner Trompete. Die Band rollte, tempomäßig meistens gelassen, dafür aber umso energetischer. Auch auf der Bühne amüsierten sich alle, herrschte Spielfreude vor. Bei kleinen Patzern lächelte man sich zu, und selbstironisch waren auch Brönners gelegentliche Ansagen. In unterhaltsamer Art pflegte er mit dem Publikum zu sprechen, hielt dabei die Balance zwischen Distanz und Freundlichkeit und lud mit einem augenzwinkernden „Ja, ich war auf der Hochschule“ auch die nörglerischen Armeverschränker ein, einfach eine gute Zeit zu haben.

Wie das geht, machten die Musiker vor: coole, clubbige Beats, di-cke Basslinien und eingängige Melodien – auch Brönners Soli suchten eher die Melodie denn atemberaubende Licks. So erzeugt man eine entspannte Atmosphäre. Abwechslung in das vielleicht etwas zu Downtempo-lastige Programm brachten am Donnerstag die zwischendurch von Brönner sehr zurückgelehnt gesungenen Balladen und der eine oder andere Solospot. In diesen überzeugten allen voran Gitarrist Martin Scales und DJ Samon Kawamura. Als dann nach zwei Stunden Schluss war, machte man sich gutgelaunt, eine der hübschen Brönner'schen Melodien vor sich hin singend, auf den Heimweg.

Gerd Bauder