Goldene Ananas wird geteilt

■ Duell im Niemandsland der Tabelle: HSV holt beim 1:1 glücklichen Heimpunkt gegen überlegenen VfL Wolfsburg

Das Glück in den letzten Heimspielen trübt bei den HSV-Verantwortlichen längst den Blick für die Realität. Als „unglücklich“ charakterisierte Co-Trainer Armin Reu-tershahn in seiner Halbzeitanalyse tatsächlich das O:1 zur Pause. Was nur insofern richtig war, als seiner weithin verunsicherten Elf bei einem Lattentreffer Romeos und einem Fast-Eigentor von Wolfsburgs Greiner der Dusel nach Standardsituationen fehlte, der sie zuletzt zu Siegen gegen Köln und Nürnberg getragen hatte. Die bessere Mannschaft war der VfL aus Wolfsburg, der flüssiger aufbaute und auch im und um den Strafraum herum zwingend kombinierte. So hatte es der HSV mal wieder Keeper Pieckenhagen zu verdanken, dass für die Gäste nur Klimowicz nach Ponte-Flanke per Kopf traf – während die verzweifelten Schussversuche eines Bernd Hollerbach, der gleich in Reihe Löher in die Luft trat, fast Mitleid erregen konnten.

Nach dem Wechsel und einem vertretbaren Platzverweis gegen Franz, nach Notbremse an Romeo in der 55. Minute, kamen die Rothosen zwar zum schön herausgespielten Ausgleich durch Barbarez. Doch der erwartete Überzahl-Sturmlauf gegen klug gestaffelte 4:4:1-Wolfsburger blieb trotz Einwechslung von Flügelflitzer Ketelaer aus beziehungsweise wurde nur mit „zu viel Brechstange“ (HSV-Coach Kurt Jara) vorgetragen. Da halfen nicht mal „Gott und Erik Meijer“ (Jara). Und es wirkte einigermaßen unverschämt, dass Jara den Niedersachsen später vorhielt, sie hätten die Kugel ja „nur noch auf die Tribüne geschossen“. Hätte sein Team schneller und klüger kombiniert, wären die Wolfsburger gar nicht dazu gekommen.

„Gut und teuer verkauft“ habe sich seine Mannschaft, erkannte der zufriedene VfL-Trainer Wolfgang Wolf denn auch. Selbst seinem Rotsünder war er nicht gram. „Franz wird daraus lernen.“ Jugend, so Wolfs Credo, „braucht halt Zeit“. Wieviel ihm selbst noch bleibt, um seine „Mannschaft mit Zukunft“ (Wolf) in eben diese zu führen, ist indes äußerst ungewiss. Wolf ist es gründlich leid, dass er in Vorstand und Aufsichtsrat bei laufendem Vertrag bis 2003 ständig in Frage gestellt wird. Diese Woche soll nun „ein klärendes Gespräch“ mit Manager Peter Pander her. Wolf: „Für mich ist der Punkt erreicht, wo man einen Pfahl in die Erde schlagen muss.“

Das hat der HSV auf seine Weise längst getan. „Wir treten vom Tabellenplatz her auf der Stelle“, resümierte Jara für den Bundesliga-Elften. Man muss ergänzen: Nicht nur vom Tabellenplatz her. Jörg Feyer