Keine Esoteriker

■ Selten gewordene Interaktion: Das „Esbjörn Svensson Trio“ in der Fabrik

Der zeitgemäßere Jazz kommt aus Europa. Pianist Esbjörn Svensson denkt das nicht nur, er arbeitet mit seinem Trio auch daran. „Ich glaub, der Typ hat einen Traum“, sangen einst die chronisch unterschätzten Samba. Und auch wenn es eher um Jazz geht: Eine Vision hat wohl auch Esbjörn Svensson. Eine solche scheint jedenfalls auf den bisherigen Alben des Esbjörn Svensson Trio an. Das Thema: die konzeptionelle Weiterentwicklung des Pianotrios.

Da kommt es den Musikern vielleicht zugute, dass sie nicht aus den USA stammen, sondern aus Schweden. Denn so lastet kein einschränkendes musikalisches Erbe auf ihnen, das oft nur in puncto Perfektion fortentwickelt wird. Vielmehr können sich die drei Schweden auf eine Musikkultur berufen, die an der Trennung von Pop und Jazz, von U- und E-Musik nicht interessiert ist. Dadurch lässt sich vieles unter dem Begriff „Jazz“ subsumieren, das nur in einem sehr weit gefassten Sinne als solcher zu verstehen ist.

Doch beim Esbjörn Svensson Trio dürfen puristischere Geister aufatmen: Attitüde, Offenheit, technische Fertigkeiten und der akustische Sound sprechen eine klare Sprache. Und nach einigen Konzerten in den USA bemerkt nun auch die US-Presse, dass es sich beim Esbjörn Svensson Trio nicht um New Age-Esoteriker, sondern eine ernst zu nehmende Jazzband handelt. In Europa weiß man das längst. Dank Top Twenty-Platzierungen erreichen die drei inzwischen Musikliebhaber jeglicher Couleur. Mit ihrer Melange aus Keith Jarrett-Jazz, breakbeatigen Modern Grooves und elektronischen Spielereien definieren sie das Triospiel in gewisser Hinsicht neu.

Dazu greifen sie auch auf nicht handgemachte Sounds zurück. Die setzen sie allerdings als Beiwerk ein und bleiben – anders als andere Bands, die letztlich zum Computer spielen – ein Trio, das sich durch Improvisation und Interaktion auszeichnet. Gerd Bauder

heute, 21 Uhr, Fabrik