Olympiade: Closed Shop mit Hintertürchen

■ Hamburg setzt auf eine zentralisierte Olympia-Bewerbung. Für Bremen bleiben wohl nur Ausscheidungskämpfe

Ernüchterung bei den Bremer Olympiafans: Nachdem es eine zeitlang so aussah, als könnten im Fahrwasser der Hamburger Olympia-Bewerbung auch in Bremen Medaillen vergeben werden, ist nun Bescheidenheit angesagt. „Hanse-Olympiade“ war das Zauberwort, mit dem die Hamburger Bremer Sportpolitikern den Mund wässrig gemacht hatten. Das Nationale Olympische Komitee (NOK) hat ihnen nun mit einem Brief den Appetit verdorben.

Hamburgs Bewerbung sollte die norddeutsche Region ursprünglich so weit wie möglich einbeziehen. Nicht ohne Risiko: Das Internationale Olympische Komittee (IOC) schreibt eigentlich möglichst kurze Wege vor. Das Gros der Sportstätten dürfte danach eigentlich maximal 50 Kilometer oder eine Fahrtstunde vom im Hamburger Hafen geplanten Olympischen Dorf entfernt liegen. Für den Fall, dass das IOC ausnahmsweise auf den Buchstaben seines eigenen Reglements beharrt, wollten sich die Hamburger mit „Plan B“ absichern: Spiele, die fast ausschließlich in Hamburg stattfinden als Alternative.

Den Zahn hat das NOK der großen Hansestadt nun gezogen: Eine optionale Bewerbung werde man nicht akzeptieren, teilte das Gremium den Hamburgern Anfang Februar in einem Brief mit. Daraufhin haben die sich von der Idee einer Hanse-Olympiade verabschiedet. Zwar hat sich das NOK zu den Chancen einer regionalen Bewerbung nicht geäußert und würde das laut Bewerbungs-Projektleiter Sven Vierhof auch nicht vorab tun. Aber Hamburg geht lieber auf Nummer sicher und setzt auf sein großes Plus gegenüber der nationalen Konkurrenz, die zum Teil – wie Düsseldorf und Leipzig – selbst mit Regionalkonzepten ins Rennen geht: Wie kaum eine andere Großstadt auf der Welt kann Hamburg nämlich mit der geplanten Hafen-City Unterkünfte und Sportstätten innenstadtnah konzentrieren.

In die umliegenden Länder würden nach dem neuen Konzept lediglich Vorrundenspiele vergeben, für die die Entfernungskriterien offenbar nicht in der gleichen Schärfe gelten wie für Finalentscheidungen. „Die Finals wollen natürlich viele aus der olympischen Familie sehen“, erklärt der Hamburger Sportamtsleiter Hans-Jürgen Schulke den feinen Unterschied. Und da biete Hamburg eben optimale Bedingungen: „Hier kann man die Entscheidung in der Dressur sehen und eine Viertelstunde später ein Basketballspiel direkt im olympischen Dorf.“ In den Vorrunden sei das aber nicht ganz so wichtig.

Das kann sein Bremer Kollege Reinhard Hoffmann aus eigener Anschauung bestätigen: Für das Münchner Sportamt hat er zur Olympiade 1972 Hallen in der weiteren Umgebung ausgesucht. „Ich bin damals durch ganz Oberbayern getingelt“, erinnert er sich. Während sich sein heutiger Chef, Sportsenator Kuno Böse (CDU), enttäuscht äußerte, sieht Hoffmann auch positive Seiten der Hamburger Kurskorrektur: „Vielleicht können wir Vorrundenspiele auch in mehr als den geplanten Disziplinen Volleyball und Fußball nach Bremen holen“, hofft er. Außerdem müsse Bremen weniger in seine Hallenkapazitäten investieren als für Finalrunden: „Allein schon die Presseplätze: Für Finals werden 600 gefordert, in der Vorrunde nur 20.“

Sein Hamburger Pendant schließt Finals in Bremen immer noch nicht ganz aus: „Das NOK hat dem derzeit zwar einen Riegel vorgeschoben“, sagt Schulke, aber sollte sich Hamburg durchsetzen, hofft er auf Nachverhandlungen mit dem IOC: „Das ist ja dann im Jahr 2007 oder 2008. Bis dahin könnte ein Eurorapid-Zug Bremen und Hamburg in 20 Minuten verbinden. Das wäre dann dasselbe wie nach Klein-Flottbek oder zum Volkspark.“ Außerdem könnten bis dahin neue Sportarten wie Inline-Skaten ins Programm kommen – und damit neue Argumente für eine Auslagerung.

Jan Kahlcke